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Blumen zu Weihnachten

© Holger Bernhardt


Sie war glücklich. An ihrem ersten Weihnachten hatte er ihr eine Blume geschenkt. Eine Orchidee. Sie hatte ihm Parfüm geschenkt. Er hatte sich sehr gefreut. Die Blume machte ihr lange Freude und so dachte sie lange darüber nach, was sie ihm zum nächsten Weihnachten schenken sollte. Es musste eine Überraschung sein und er musste beeindruckt sein. Ihr fiel aber nichts anderes ein, als eine Krawatte. Dafür war es aber eine sehr schöne. Sie freute sich sehr, denn auch er hatte sich sehr viel Mühe gegeben und für sie ein Umhängetuch gekauft. In wunderschönen Farben fühlte es sich ganz sanft und weich an. Nun kannten sie sich schon so lange. Sie wussten, was der andere mochte. Nun sollte es aber etwas sein, das ihn beeindruckte und ihm zeigte, wie sehr sie ihn mochte. So schenkte sie ihm im nächsten Jahr eine Golfausrüstung. Es war eine sehr teure, aber sie hatte ihn schon so lieb gewonnen. Sie war glücklich, als er ihr einen Ring schenkte. Sie wollten nicht heiraten, aber trotzdem, so sagte er, eine Klassefrau wie sie bräuchte auch den passenden Schmuck. Sie trug den Ring Tag ein Tag aus. So verbrachten sie viel Zeit miteinander. Als nun wieder Weihachten kam, wollte jeder dem anderen etwas Atemberaubendes schenken. Er, der sich so geschmeichelt gefühlt hatte, dass sie sich so über den Ring gefreut hatte, schenkte ihr in diesem Jahr eine Kette mit Diamanten. Sie dagegen erfüllte ihm einen sehnlichen Wunsch. Mit seiner Golfausrüstung wollte er an die Algarve zu den dortigen Golfplätzen. Dort war es auch im Winter angenehm. So freuten sich beide über den anderen. Als sie nun ein weiteres Jahr später wieder Weihnachten feierten, da schenkte sie ihm ein Auto. Groß genug, um seine Golfausrüstung darin unterbringen zu können. Er dagegen schenkte ihr eine kleine Wohnung in der Nähe seiner eigenen, damit sie zukünftig näher bei ihm wohnen könnte. So zwischendurch Mal. Es war wirklich ein sehr schönes Auto. Im darauf folgenden Jahr suchte sie lange nach einem Geschenk für ihn, da alles bis dahin da gewesene in den Schatten stellte. Es war schon schwierig gewesen mit den Geschenken der letzten Jahre. Die Flugreise hatte sie nur bezahlen können, indem sie einem älteren Herrn im Cafe die Geldbörse stahl. Das mit dem Auto war einfacher gewesen, das hatte sie auf dem Parkplatz vor dem Schwimmbad gestohlen. Ein Freund hatte das mit den Papieren gemacht. Nein, es war dieses Jahr wirklich schwierig, dachte sie. Seine Ansprüche waren einfach zu groß geworden. Ihm erging es nicht besser. Auch er verdiente nicht genügend Geld, so hatte er die Diamantenkette bei einem Juwelier geraubt. Das war eigentlich einfach gewesen. Er war mit seiner Strumpfmaske in den Laden gestürzt, hatte die Kette aus der Auslage gezerrt und war schon weg, bevor der Alarm losging. Mit der Wohnung das war viel komplizierter gewesen. Das hatte einer langen Vorarbeit bedurft. Aber am Ende war der Wohnungsbesitzer fast froh, sich mit der Wohnung freikaufen zu können. Eine neue Idee für das kommende Weihnachten hatte er noch nicht.
Es war schon Oktober, da hatte sie die Idee, wie sie machen konnte, dass er zu seinem privaten Golfplatz kam. Er brauchte einfach ein großes Grundstück. Ihre Erbtante hatte ein solches. Sie war schon älter und der Tod war sicher eine Erlösung für sie.
Als sie in ihrem Bett im Knast aufwachte, tat sie das, weil jemand an ihren Schultern rüttelte und ‚Frohe Weihnachten' sagte. Sie schlug die Augen auf und richtet sich auf. Ihre Mitinsassin lächelte sie an. Sie murrte etwas Unverständliches zurück. Komm, sagte die Mitinsassin und zerrte sie zum Fenster. Ich schenke Dir etwas. Siehst Du? Aber sie sah nichts, sondern sah nur verständnislos aus dem Fenster. Da hauchte die andere die Scheibe an. Und man konnte eine Blume sehen. Ganz kurz. Immer wenn man das Fenster anhauchte. Sie war sehr glücklich.



Eingereicht am 09. April 2006.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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