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Die Tage vor Heiligabend

© Erna Landsknecht


Wenige Tage vor dem Heiligabend, waren die Zwillingsschwestern Rosie und Mimmi unterwegs gewesen. Sie wollten die selbstgebastelten Kerzen und Wunderkerzen verkaufen.
Es war bitterkalt und ihre Hände waren steif gefroren. Rosi und Mimmi hatten ihren Verkaufstand unter einer Laterne aufgebaut in gutem Glauben, dass die Straßenlaterne ihnen etwas Wärme spenden würde.
Ihre dünnen Mäntelchen hielten sie auch nicht gerade so warm, aber sie wollten doch für ihre Mutter, die alleinerziehend, ist noch etwas Geld hinzu verdienen.
So viel haben die Schwestern von ihren schönen Kerzen noch nicht verkaufen können.
Da kam doch noch ein Mann, der den beiden Mädchen die besten und auch die teuersten Kerzen abgekauft hatte. Er tat es hauptsächlich, um den beiden Mädchen zu helfen. Er hatte einfach Mitleid mit ihnen gehabt, denn es war gerade kein Vergnügen, in der Kälte zu stehen, um ihre Waren den vorbei eilenden Passanten anzubieten. Alle hatten es sehr eilig gehabt. Kein Wunder bei der Kälte, jeder war froh, wieder in seiner warmen Stube zu sitzen.
Da sagte Mimmi zu ihrer Schwester Rosi: "Komm lass uns für heute Schluss machen. Wir können sowieso nichts mehr verkaufen, ich bin durch und durch gefroren. Ich freue mich, endlich wieder in die warme Stube zu kommen." Und sie packten ihre restlichen Kerzen wieder ein.
Als Rosi sich bückte, um ihre Sachen einzupacken, sah sie im Schnee etwas Schwarzes liegen und nahm es an sich.
Da sagte Mimmi: "Das ist ja eine Brieftasche." Nach näherer Betrachtung sahen beide, dass sie gefüllt war mit Geldscheinen.
Rosi sagte zu ihre Schwester: "Wir müssen Mutter die Brieftasche zeigen. Wir werden ja hören, was sie dazu sagen wird."
Mimmi meinte: "Das Geld könnten wir auch gut gebrauchen."
"Das Geld gehört uns doch nicht", sagte Rosi, "das bringt uns auch kein Glück."
"Dann schau doch mal nach, Rosie, ob da wenigstens eine Adresse vom Eigentümer vorhanden ist."
Unter der Laterne konnte sie die Anschrift nicht richtig lesen.
"Komm Mimmi", sagte Rosie, "Wir zeigen Mutter den kostbaren Fund, vielleicht bekommen wir ja einen Finderlohn, wenn wir die Brieftasche dem Eigentümer zurück bringen."
Auch die Mutter sagte: "Wir bringen die Brieftasche an den Eigentümer zurück, das Geld können wir nicht so einfach behalten, es würde uns auch kein Glück bringen."
Schon am nächsten Morgen schellten Mimmi und Rosi an der Türe von einer vornehmen Villa, die in einem ruhigen Stadtteil von Berlin liegt. Auf dem Türschild stand "Professor Doktor Berger". Er ist Besitzer einer Spielzeugfabrik. Nachdem sie geschellt hatten, öffnete ein junges Mädchen die Tür und fragte nach ihren Wünschen.
Da sagte Mimmi: "Wir haben eine Brieftasche gefunden wir möchten sie gerne an Professor Berger aushändigen."
Da sagte das junge Mädchen: " Ich bin seine Tochter, dann kommt beide herein und nehmt hier Platz. Mein Vater ist zurzeit nicht im Hause. Ihr könnt hier auf ihn warten, er muss bald zurück sein. Mein Vater hatte den Verlust schon gemeldet. Es ist schön, dass ihr so ehrlich gewesen seid und die Brieftasche zurück gebracht habt, was in unserer heutigen Zeit nicht mehr so alltäglich ist."
Nach einer knappen Stunde kam der Professor, er wunderte sich, dass Besuch da war.
Seine Tochter Marlies sagte zu ihrem Vater: "Diese beiden Mädchen bringen dir deine Brieftasche zurück, die du verloren hast."
Der Professor atmete sichtlich und erleichtert auf, denn damit hatte er nicht mehr gerechnet, dass er seine Brieftasche mit dem Geld jemals zurückbekommen sollte. Umso mehr freute er sich, dass er sein Geld, das er verloren hatte, wieder bekommen hat. Es war das Weihnachtgeld für seine Angestellten gewesen. Der Professor bedankte sich bei den beiden Mädchen und gab ihnen einen angemessenen Finderlohn.
Für Mimmi und Rosi war dieses viel Geld gewesen, das der Professor den beiden gegeben hat. Außerdem schenkte er ihnen ein Los von der Fernsehlotterie und sagte: "Hoffentlich bringt das Los euch Glück." Er bot den beiden Schwestern an, dass er sie nach Hause fahren wollte.
Er lieferte sie bei der Mutter ab, die sich wunderte, dass ein fremder Mann ihre Mädchen nach Hause gebracht hatte und fragte auch gleichzeitig: "Was ist mit meinen Mädchen passiert, es ist ihnen doch nichts zugestoßen."
"Nein", sagte der Professor, "Ich wollte ihre Töchter nach Hause bringen um gleichzeitig auch ihre Mutter kennenzulernen. Ihre beiden reizenden Töchter haben mir meine Brieftasche zurück gebracht, die ich verloren hatte. Und zum Dank dafür möchte ich Sie, liebe Frau Merten, und ihre beiden Töchter zu unserem Weihnachtsfest in mein Haus einladen. Wie mir Ihre beiden Töchter gesagt haben, sind Sie auch eine alleinerziehende Mutter. Da kann ich nur sagen Hut ab, dass Sie so kluge und ehrliche Mädchen besitzen."
"Aber Herr Professor Berger, was wird Ihre Frau dazu sagen?", fragte Frau Merten.
"Darüber machen Sie sich mal keine Sorgen, Frau Merten. Meine liebe Frau starb vor zwei Jahren. Ich lebe mit meiner Tochter Marlies alleine in unserer großen Villa."
Frau Merten wusste auf diese Einladung nicht, was sie sagen sollte, denn sie kam sich gegenüber dem Professor so ärmlich und klein vor. Obwohl er eigentlich einen sehr netten Eindruck machte, und sie nahm die Einladung dankend entgegen. Das tat sie schon alleine im Interesse ihrer beiden Töchter.
Professor Berger sagte: "Frau Merten ich werde Sie und Ihre beiden Töchter Heiligabend abholen."
Von dem Geld was Mimmi und Rosi als Finderlohn bekommen hatten, sollten sie neue Kleider bekommen, die sie bitter nötig hatten. Darüber waren beide Töchter so glücklich wie schon lange nicht mehr und sagten zu ihrer Mutter: "Kauf dir auch etwas Schönes, so viel Geld ist doch noch vorhanden."
Darauf erwiderte die Mutter: "Kinder, wir müssen trotzdem sehr sparsam sein, ich brauche das Geld, um Material für meine Kerzen zu kaufen. Wie ihr ja wisst, ist das für uns ein kostbarer Nebenverdienst, das ich gut gebrauchen kann."
Damit waren Mimi und Rosie zufrieden.
Dem Heiligabend aber fieberten beide Mädchen sowie ihre Mutter entgegen. Das war für sie etwas Neues, was sie bisher noch nicht gekannt hatten. Aber sie freuten sich auch, dass sie einmal aus ihrer kleinen Wohnung für kurze Zeit entfliehen konnten.
Wenig später schellte es an der Wohnungstüre. Es war, wie nicht anders zu erwarten, Professor Berger, er wollte Frau Merten mit ihren beiden Kindern abholen.
Professor Berger, der mit Frau Merten und ihren Töchtern kurze Zeit später seine Villa betrat, wurde von seiner Tochter Marlies auf das Herzlichste begrüßt, die sich freute, den Abend nicht nur mit ihrem Vater alleine zu verbringen. Marlies konnte sich hier mit Mimmi und Rosi anfreunden.
Während sich der Professor mit Frau Merten ganz locker und ungezwungen unterhielt, dachte seine Tochter Marlies: "Wie schön könnte es doch sein, wenn Vater wieder heiraten würde."
Sie mochte Frau Merten auf Anhieb gut leiden. Das gleiche galt auch für ihre beiden Töchter. Alle drei haben so etwas Warmes und Anziehendes an sich. Marlies konnte sich noch nie so leicht und schnell mit fremden Menschen anfreunden.
Frau Merten bedankte sich bei Professor Berger für die Einladung, auch im Namen ihrer Töchter.
Der Professor schenkte Mimmi und Rosi ein schönes Weihnachtsgeschenk. Auch ihre Mutter bekam einen wertvollen Ring geschenkt. Frau Merten freute sich darüber, so etwas Kostbares und Schönes hatte sie noch nie besessen.
Da ja Frau Merten nicht allzu viel Geld zur Verfügung hatte, schenkte sie dem Professor eine sehr schöne von Hand angefertigte Kerze.
Seiner Tochter Marlies hatte sie zwei wunderschöne Taschentücher mit selbst gehäkelter Spitze geschenkt.
Der Professor und seine Tochter bedankten sich für die handgefertigten Geschenke. Beide wussten ja, dass es mit viel Liebe angefertigt wurde.
Im Verlaufe des Abends musste der Professor Berger feststellen, dass er sich in Frau Merten verliebt hatte und machte ihr einen Vorschlag. Er fragte Frau Merten: "Möchten Sie nicht mit Ihren Töchtern zu uns ziehen, ich biete Ihnen eine Stelle als Wirtschafterin in meinem Hause an. Meine Tochter wäre dann auch nicht mehr so oft alleine und in unserem Haus ist reichlich Platz vorhanden. Eine schöne kleine Wohnung steht Ihnen auch zur Verfügung, wo sie ungestört mit ihren Töchtern wohnen können. Wenn es Ihnen und Ihren beiden Mädchen bei mir gefallen sollte, dann wäre ich nicht abgeneigt, Sie, liebe Frau Merten, um ihre Hand anzuhalten. Meine Tochter Marlies bekäme dann wieder eine Mutter und ich eine liebenswerte Frau. Ich habe mich vom ersten Augenblick an in Sie verliebt."
Damit hatte Frau Merten ja nicht gerechnet, dass der Professor vorhat, sie zu heiraten, daran hatte sie im Traum nicht zu hoffen gewagt.
Frau Merten war über sein Angebot so glücklich, dass sie den Professor prompt auf beide Wangen küsste und sagte: "Damit haben Sie mir das größte Weihnachtsgeschenk gemacht." Sie bedankte sich dafür, auch im Namen ihrer Töchter.
Darauf erwiderte der Professor: "Lassen wir den Professor weg, und sage einfach nur Werner zu mir."
"Dann musst du auch Marlene zu mir sagen."
"Abgemacht", sagte Werner. "Dann hoffe ich auf eine gute Zukunft, ich denke, dass wir gut miteinander auskommen werden."
Marlies, die Tochter vom Professor, freute sich, dass Frau Merten mit ihren Töchtern zu ihnen ziehen wird und sagte: "Vater dann bin ich doch nicht immer so alleine im Hause."
Auch Mimmi und Rosi waren darüber sehr glücklich, sie verstanden sich mit Marlies sehr gut. Auch den Professor mochten sie gut leiden, der ja bald ihr Vater werden sollte.
Und kurze Zeit nach dem Weihnachtsfest zog Frau Merten mit ihren Töchtern in die Villa vom Professor Berger, wo sie ab sofort ihre Hausfrauenpflichten aufnahm. Da die Kinder noch Ferien hatten, spielten sie öfter zusammen. Darüber waren die drei Mädchen glücklich.
Auch der Professor war darüber sichtlich erleichtert, dass wieder eine Frau im Hause war und welche die Wirtschaft feste im Griff hat.
Vor allem stellte er fest, dass Marlene auch etwas davon verstand. Aber auch ihre Küche war nicht zu verachten. So konnte er und seine Tochter doch wieder zu Hause die Mittagsmahlzeit einnehmen und brauchten nicht mehr wie bisher in die Wirtschaft gehen. Das Essen waren beide schon lange leid gewesen.
Auch das ganze Haus roch wieder so angenehm wie früher, als seine liebe Frau noch gelebt hatte.
Der Professor rief Marlene herbei, um ihr zu sagen, dass sie für die Silvesterfeier alles herrichten sollte, "Wir haben einen Grund zum Feiern. "
Marlene war erstaunt darüber, was der Professor ihr da mitgeteilt hatte, denn sie wusste auch nicht, was es da großartig zu feiern gab.
Marlene sagte zum Werner: "Ich werde alles zu deiner Zufriedenheit herrichten, nur muss ich wissen, ob noch Gäste kommen."
"Ganz im Gegenteil meine liebe Marlene, wir verbringen Silvester unter uns, denn ich bin froh, dass wir keinen Besuch empfangen brauchen. Ich möchte einmal im Jahr die Ruhe genießen. In meiner Firma habe ich genug Rummel um mich herum."
Das konnte Marlene ganz gut verstehen, denn sie mochte Werner, der ihr gegenüber immer freundlich und ausgeglichen war. Und er gefiel ihr von Tag zu Tag immer besser. Sie wollte sich große Mühe geben, Silvester so zu gestalten, dass er seine wahre Freude daran haben wird.
Für Silvester war dann alles so weit hergerichtet worden und sie war gespannt, was Werner für eine Überraschung für alle parat hat.
Marlene machte sich für die Feier besonders gut zurecht, sie sah auch in ihrem Festtagskleid ganz entzückend aus, ihr blondes langes Haar gab ihrem Kleid eine ganz besonders festliche Note.
Auch Mimmi und Rosie haben ihre besten Kleider angezogen.
Beim Abendessen sagte der Professor zu Mimi und Rosie: "Ich werde eure Mutter heiraten."
Denn Marlene ahnte wohl, dass er ihr diese Frage stellen würde, aber nicht schon so schnell.
Marlene nahm seinen Heiratsantrag mit großer Freude entgegen.
Auch seine Tochter Marlies, sowie Mimi und Rosie waren darüber mehr als erfreut.
Werner sagte: "Marlene diesen Tag nehmen wir gleich zum Anlass, dass wir zwei uns heute noch verloben sollten" und steckte Marlene einen Ring an den Finger. "Ich denke, dass wir im nächsten Frühjahr heiraten können, ich hoffe und wünsche mir, dass du damit zufrieden bist Marlene."
Darauf tranken sie einen guten tropfen Wein, den Werner nur für liebe Gäste vorrätig hat.
Mimmi, Rosi und Marlies waren die ersten Gratulanten, sie wünschten dem Brautpaar viel Glück.
Marlies fragte Marlene: "Dann wirst du ja bald meine liebe Mutter?"
"Ja, wenn du mit mir zufrieden bist, Marlies, dann will ich dir gerne eine gute Mutter sein."
Mimmi und Rosi sagten: "Dann bekommen wir aber einen guten Vater."
"Aber auch eine liebe Schwester", sagte Marlies, denn alle drei Mädels waren im gleichen Alter von vierzehn Jahren, sie gingen auf das nahe gelegene Gymnasium.
Da sagte der Vater: "Auch ich hoffe, dass Rosie und Mimi mit mir zufrieden sind."
Da gab es keinerlei Zweifel bei den Töchtern von Marlene, sie waren mit ihrem neuen Vater hoch zufrieden.
Als die Kirchenuhr die Mitternachtsstunde schlug, wünschten sie sich ein glückliches und gesundes Neues Jahr.
Und das Los, das der Professor den beiden Töchtern von Marlene als Belohnung für ihre gute Tat geschenkt hatte, war ein Gewinn. Sie bekamen eine schöne Summe Geld von der Fernsehlotterie ausgezahlt.
Und ihre Mutter sagte: "Das soll eure Aussteuer werden, denn das Glück hatte dieses Mal die Richtigen getroffen."



Eingereicht am 07. Januar 2007.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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