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Aufruhr im Spielzeugland

© Sabrina Eberl


Diese Weihnachtsgeschichte erzählt von einem kleinen Jungen. Um genauer zu sein von seinem Spielzeug. Es war an einem Dezemberabend. Dicke Flocken fielen vom Himmel und hüllten die Stadt in ein zauberhaftes Bild. Es war bitterkalt und die Straßen waren leer, bis auf wenige Kutschen und vereinzelt sah man den einen oder anderen Menschen, in dicke Mäntel gehüllt, durch den Schnee stapfen.
Christopher war das einzige Kind der Hendersons. Sie bewohnten ein herrschaftliches Haus und besaßen mehrere Dienstboten. Der Vater war ein erfolgreicher Geschäftsmann und die Mutter war eine liebevolle und gütige Frau.
Im ganzen Haus duftete es nach Lebkuchen und Plätzchen. Die Zimmer waren festlich hergerichtet, der Weihnachtsbaum geschmückt, nun konnte der Weihnachtsmann kommen.
Das dachten sich die Plüschtiere, Teddys und Puppen aus Christophers Zimmer. Sie wohnten schon lange bei ihm, doch dass in ihnen Leben steckte, war ein Geheimnis. Sie liebten ihr Zuhause, weil sie gut behandelt wurden und sich austoben konnten. Kurz vor dem Hl. Abend waren alle immer besonders aufgeregt. Es gab noch viel zu erledigen und vorzubereiten.
"Teddy, komm mal her bitte und hilf mir", sagte eine süße Puppe mit braunem Wuschelhaar und gelbem Kleid.
Teddy war ein freundlicher Bär mit gelbem Fell, worauf er besonders stolz war. Denn nicht jeder Bär hatte gelbes Fell. Er half gerne und als er bei der Puppe war, blickte er sie fragend an.
"Soll ich die rote oder die grüne Schleife nehmen?"
Das war in der Tat eine schwierige Frage. Er überlegte ein paar Minuten und setzte dabei eine nachdenkliche Mine auf. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht und er rief: "Die rote Schleife. Die passt gut zu deinem Kleid."
Die Puppe nickte und band sich die rote Schleife in ihr Haar. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel und nickte. "Vielen Dank für deine Hilfe."
Wie gesagt, es herrschte reges Treiben im Kinderzimmer. Jeder war mit irgendeiner Aufgabe beschäftigt. Der Tiger half den Zinnsoldaten beim Schmücken des Baumes. Der Igel und die Maus malten Bilder mit weihnachtlichen Motiven und der Hase übte mit dem Pinguin die Weihnachtslieder. Heute ging es besonders leicht von der Hand, denn ein jeder freute sich schon auf den Weihnachtstag.
Gerade als Teddy zu dem Keksteller gehen wollte, sah er Dropsi, den kleinen Hund mit dem weißen Fell und dem blauem Halstuch, traurig in einer Ecke sitzen. Der Bär nahm einen Keks und ging zu seinem Freund.
"Was hast du, Dropsi? Bist du krank?", fragte er freundlich und reichte ihm das Plätzchen.
Dropsi nahm ihn und biss lustlos ab. "Nein, ich bin nicht krank. Aber sieh dir doch mein Knie an. Ich bin gestürzt und nun ist die Naht aufgegangen. Ich will kein Stofftier mit einem Riss sein", erklärte er traurig.
Teddy ging auf die Knie und betrachtete die offene Stelle. "Tatsächlich, da ist ein Riss. Aber mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass unsere Puppe das ganz schnell wieder reparieren kann. Bleib hier, ich hole sie geschwind." Dann stand er auf und lief los.
Die Puppe hing gerade eine Kugel auf den Baum, als Teddy wild schnaufend vor ihr stand.
"Du musst schnell mitkommen, Dropsi hat ein Riss in seinem Stoff und ist ganz traurig darüber. Kannst du ihn zunähen?"
Hastig legte sie die Kugel auf die Seite und sprach: "Ich will es mir ansehen, vielleicht kann ich ihm helfen."
Gemeinsam liefen sie zu dem weißen Hund und obwohl sich die Puppe lange und ausführlich den Riss angesehen hatte, trat sie einen Schritt zurück und schüttelte traurig den Kopf.
"Das ist auch für mich zu schwer. So einen großen Riss habe ich vorher noch nie genäht." Und als sie Dropsis Gesicht sah, das noch unglücklicher wurde, fuhr sie fort. "Aber ich will es trotzdem gerne versuchen. Gleich morgen, da habe ich besseres Licht. Kopf hoch, alles wird gut werden."
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. Bestimmt hatte die Puppe Recht und morgen, wenn das Licht besser war, konnte sie seinen Riss zunähen.
"Lasst uns zu den anderen gehen!", schlug Teddy vor. "Wir wollten doch noch Lieder singen und Kekse essen."
Sie gingen und für diesen Abend vergaß Dropsi seinen Kummer. Erst spät in der Nacht legten sich die Affen, Pinguine, Mäuse, Tiger, Bären, Puppen, Zinnsoldaten und Holzfiguren schlafen und erwachten, als die Wintersonne bereits am Himmel stand.
"Ich werde mir jetzt Dropsis Knie ansehen", sagte die Puppe, als sie nach Nadel und Faden griff.
Plötzlich hörte sie hinter sich eine aufgeregte Stimme. Es war der Pinguin mit dem orange-violetten Gefieder.
"Was hast du, weshalb bist du so aufgeregt?", wollte das Äffchen wissen, das der Puppe beim Tragen half.
"Dropsi ist verschwunden, ich kann ihn nirgends finden", sagte der Pinguin atemlos.
"Was?", schrien die Puppe und der Affe wie aus einem Mund.
Auch die anderen Spielsachen hatten es mitbekommen und eilten hastig herbei. Jeder sprach durcheinander und schüttelte traurig den Kopf.
"Vielleicht ist er weg gelaufen, weil er so verzweifelt wegen dem Riss war?", gab die Puppe zu bedenken.
"Wir müssen ihn suchen", schlug Teddy vor. "Lasst uns keine Zeit verlieren."
Alle nickten und drehten sich um, als der kleine Elch mit dem roten Kleid auf Teddy zutrat und nervös an seinem Kleidchen zupfte.
"Was hast du? Weißt du etwas über Dropsis verschwinden?"
"Ich habe es gesehen. Er wurde entführt", sprach der kleine Elch.
"Entführt?" Teddys Stimme klang entsetzt.
Auch von den anderen konnte man erschreckte Laute hören.
"Was sagst du da? Wer hat ihn entführt?", fragte der Pinguin.
"Es war ...", begann er, brach aber wieder ab.
"Ja?", sagte Teddy.
"Es war der Weihnachtsmann. Ich habe ihn ganz deutlich gesehen."
"Der Weihnachtsmann? Aber wieso hat er das getan? Ich dachte immer, dass er ein gütiger Mann ist", sagte die Puppe und fing bitterlich zu weinen an.
"Wir müssen Ruhe bewahren", sprach der Affe. "Und herausfinden, wieso der Weihnachtsmann das gemacht hat."
Teddy und die anderen nickten. Es war nicht mehr lange bis zum Hl. Abend. Schon morgen wollten sie ihn bitten, dass er ihren Freund wieder zurückbrachte.
Die Zeit zog sich und es dauerte ewig, so schien es dem Spielzeug, bis Hl. Abend. Doch dann war es endlich soweit. Gebannt warteten sie am Kinderzimmerfenster, auf den Schlitten des Weihnachtsmannes.
Da, wie aus dem Nichts, erschien er plötzlich am Himmel und steuerte auf das Haus zu.
"Jetzt ist er jeden Moment da", sagte Teddy ohne den Blick vom Himmel abzuwenden.
Die Zinnsoldaten standen in gerader Linie hinter ihm und versuchten ein ernstes Gesicht zu machen. Die Puppe trug den kleinen Elch und wartete mit dem Affen, der Maus, dem Pinguin und dem Teddy auf den Weihnachtsmann.
Plötzlich hörten sie ein lautes Poltern im Kamin, gefolgt von einem "Hui". Dann purzelte niemand anderes, als ihr Freund Dropsi aus dem Kamin, gefolgt vom Weihnachtsmann.
"Dropsi!", riefen alle wie aus einem Mund. "Weihnachtsmann!"
Dropsi stellte sich grinsend vor seinen Freunden auf und zeigte voller Stolz sein Knie. "Ich war beim Weihnachtsmann. Die Elfen haben mir den Riss zugenäht und außerdem durfte ich mir alles ansehen. Ich war in der Werkstatt, wo das Spielzeug für die Kinder gemacht wird. Außerdem durfte ich in die Backstube und zu meiner großen Freude auf dem Schlitten des Weihnachtsmannes mitfliegen."
Dropsi redete und redete. Die anderen hörten gebannt zu, der Weihnachtsmann lachte freundlich und nickte immer wieder.
"Wir sind so glücklich, dass du wieder da bist", sprach die Puppe und fiel dem Hund um den Hals.
"Sie hat Recht. Wir dachten, dass du nie wieder kommst und waren alle ganz traurig", sagte Teddy.
"Umso mehr freut es uns", meinte der Pinguin, "dass dein Riss zugenäht ist und du so tolle Sachen erleben durftest."
"Das war bestimmt dein schönstes Weihnachtsgeschenk!", riefen alle zusammen.
Dropsi schüttelte den Kopf. "Mir hat es zwar Spaß gemacht, das alles zu erleben und mit eigenen Augen zu sehen, aber ohne euch ist es nur halb so lustig. Das schönste Weihnachtsgeschenk ist eure Freundschaft. Es freut mich so zu hören, dass ich euch gefehlt habe."
"Das hast du, Dropsi, das hast du", sprach Teddy und umarmte seinen Freund.
"So meine Lieben, ich muss weiter. Die Kinder warten auf ihre Geschenke und ich habe noch viel zu tun", meldete sich der Weihnachtsmann zu Wort und warf seinen Sack hinter sich.
"Natürlich, stimmt ja. Heute ist Hl. Abend!", rief die Puppe fröhlich.
"Nächstes Jahr könnt ihr mich gerne alle Zuhause besuchen. Ich und meine Elfen würden uns freuen."
Sie bedankten sich beim Weihnachtsmann und versprachen, nächstes Jahr zu kommen. Dann verschwand er wieder in dem Kamin und wenige Sekunden später sahen sie ihn mit seinem Rentiergespann und dem großen Schlitten davonfliegen.
Teddy und die anderen lachten voller Freude.
"Lasst uns Weihnachten feiern", schlug Teddy vor. "Nun sind wir alle wieder zusammen und das Schönste ist, dass Dropsi nicht mehr traurig ist."
Dropsi nickte und ein jeder wollte sein Knie sehen. Das machte ihn besonders stolz. Dann gingen sie zu ihrem Christbaum, hielten sich an den Händen und begannen Weihnachtslieder zu singen. Es würde noch eine lange Nacht werden, denn es gab viel zu erzählen und zu fragen. Glücklich umarmten sie sich und wünschten einander eine frohe Weihnacht.



Eingereicht am 07. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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