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Die wunderbare Christbaumkugel

© Angelika Pauly


An einem der letzten Tage vor Weihnachten hopste und tanzte Emilia voller Aufregung herum.
"Oma, wann schmücken wir den Christbaum?", wollte sie wissen und zog und zerrte an meiner Strickjacke, dass ich schon Angst haben musste, sie löst sich in ihre Maschen auf.
"Morgen!", sagte ich und brachte meine Jacke in Sicherheit, "Morgen fangen wir an. Erst holen wir den Tannenbaum herein, stellen ihn in den Ständer und dann wird er geschmückt. Du darfst dabei helfen. Möchtest du die Kugel in den Baum hängen? Das musst du aber ganz vorsichtig machen, denn sie sind aus Glas und sehr alt und wertvoll", erklärte ich ihr und schaute ein wenig ernst dabei.
Emilia nickte begeistert und überredete mich dazu, schon einmal in den Keller zu gehen und die Christbaumkugeln anzusehen und auszuwählen.
Im Keller lagern mehrere Kartons mit Weihnachtsschmuck, der zum Teil noch von Emilias Ur-Ur-Großeltern stammt. Damals nahm man noch echte Wachskerzen und die Kugeln sind zum Teil voller Kerzenwachs, das heruntertropfte.
Aus einem Karton leuchtete es ein wenig, in den silbernen Kugeln spiegelte sich das Sonnenlicht und meine kleine Enkelin lachte vor Freude, nahm vorsichtig eine heraus, hielt sie in die Höhe, drehte sie und spiegelte sich darin.
In diesem Moment klingelte der Postbote an der Haustür und ich ging hin, um ihm zu öffnen und die Post in Empfang zu nehmen.
Emilia aber betrachte weiter die schöne Kugel, besah sie von allen Seiten, beklopfte sie und schließlich ließ sie das feine Glasgebilde wie einen Ball über den Kellerboden rollen. Das ging nicht gut, die Kugel zerbrach und da lagen auch schon die Scherben, oh je! Aus den Bruchstücken jedoch stieg ein weißer Nebel auf, in dem silberne Lichter blitzten und funkelten. Kleine 8-zackige Sterne schwebten durch den Raum, stießen an Kellerschränke und -wände und jedes Mal ertönte ein Klingklang. Der weiße Nebel aber legte sich wie Schnee über den Boden. Die Scherben stellten sich auf, bekamen Arme und Beinchen und tanzten zu einer unsichtbaren Melodie.
Der Postbote hatte sich verabschiedet und ich ging wieder in den Keller hinunter. Da sah ich Emilia stehen, staunend, mit offenem Mund. Vor ihr lagen die Überreste einer zerbrochenen Christbaumkugel.
"Was ist geschehen, Kind?", fragte ich erschrocken.
"Oma, hier waren Sterne und Schnee und tanzende Glasscherben - wunderschön, unglaublich schön", erzählte mir Emilia und sah sich suchend um.
"Hier ist gar nichts, Kleines, nur eine kaputte Kugel auf dem Boden", sagte ich und wunderte mich über die kleine Pfütze, berührte sie leicht und schon glitzerte und glänzte meine Hand als hätte ich sie in Silber getaucht.
"Glaubst du mir jetzt?", fragte Emilia und ich nickte.
Der Weihnachtsbaum, den wir am nächsten Tag schmückten, wurde der schönste und prächtigste, den du je gesehen hast.



Eingereicht am 06. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors.

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