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Ein Weihnachtsmärchen

Von Jannis Kounatidis


Über den grauen, kargen Dächern der Stadt ist es düster und kalt. Wo sonst der Schnee die weihnachtliche Gegend schmückt, fällt kalter Schneeregen nass und matschig auf den farblosen Boden. Ein eisiger Wind lässt die dürren Äste der Bäume knarren und es scheint, als wenn ihre schwarzen Umrisse zittern. Kein Mensch ist auf den Straßen zu sehen, kein Tannenbaum leuchtet und aus den Fenstern der Stuben scheint weder Licht, noch hört man Stimmen. Wo sonst Kinderherzen lachen, ist eine gedrückte Stimmung. Man hört nur das leise Trampeln und Schnauben der Rentiere, die samt Weihnachtsmann immer näher kommen. Und je näher der Schlitten des Weihnachtsmannes kommt, desto lauter wird das Knarren der kargen Äste und desto fester verkriechen sich die armen Kinder in die Schoße ihrer ängstlichen Eltern, die selbst niemanden haben, in dessen Schulter sie sich verkriechen können. Das Knarren, das von Augenschlag zu Augenschlag, von Hufschlag zu Hufschlag immer lauter wird, verbreitet Schrecken und die Gewissheit, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Holztür aufspringt.
Es ist gleich soweit, denn den pfeifenden Wind begleitet jetzt ein teuflisches Lachen, ein böses Lachen, das nichts Gutes verheißen will. Und im Hintergrund das Schnauben der Rentiere statt Glöckchen, die läuten.
Und da springt die Tür auf. Ein kurzes Zusammenzucken, ein Moment, in dem das Herz vor Schreck aufspringt und in der Luft schwebt, denn im Türrahmen steht nun eine gewaltige Gestalt, die mit ihrem furchterweckenden Aussehen die Kinder starr vor Angst werden lässt. Der dicke Körper ist in ein blutrotes Gewand gehüllt und unter der Mütze ist kein Gesicht, sondern ein schwarzer Fleck aus Nichts, der bedrohlich zu den Menschen schaut, die Arme hebt und langsam auf sie zugeht, ohne ein Wort von Frohe Weihnachten zu verlieren.


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