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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Garfield & Co.

© Inge Borg

Meine wahre Geschichte.
Einen kleinen Kater wollten wir immer schon haben. Wir - das sind mein Sohn Rick und natürlich ich.
Dafür zogen wir zweimal um. Endlich hatten wir ein kleines Haus mit genauso kleinem Grundstück mitten in einer Dorfgemeinschaft gemietet und bezogen.
Im Frühjahr 1987 war es dann soweit. Bei einer Arbeitskollegin hatte ich von diesem großen Wunsch erzählt und als sie mir von Nachbarn mit einem neuen Wurf Kätzchen berichtete, war es wie eine ansteckende Krankheit. Rick wäre mit seinen 17 Jahren am liebsten gleich los um ein Katerchen auszusuchen…
Ich glaube, die Tierchen waren 3 Wochen, als wir den Katzenbesitzern unseren Besuch machten. Die Familie hatte zwei Katzenmütter, Mutter und Tochter. Die Tochter hatte ihren ersten Wurf von drei Katzenbabys. Er bestand aus einem bunten Weibchen, das war nichts für Rick! Dann ein zweifarbiges Katerchen, nein, das auch nicht! Das hellgraue Katerchen? Das ist es!!! Dieses hellgraue, viel zu lang gezogene, dünne und auf hohen Stelzen laufende unmögliche Tierchen hatte es Rick angetan! - Das war ja noch zu ertragen, weiß man doch, im Laufe der Zeit kann sich so ein Tierbaby noch zu einem Kater entwickeln, dem man ansieht, was er ist………
Aber - der Name? Oh nein - "Echnaton" - "Mama, das muss sein!" Ich sah schon die Nachbarn grinsend an der Straße stehen, wenn wir unseren eigenartigen Katzenkerl riefen.
Mit fünf Wochen holten wir Echnaton zu uns.
An diesem besagten Abholtag, bekam ich einen weiteren Schock: Der gesamte Wurf samt Mutter lag auf dem Wohnzimmertisch, lang ausgestreckt auf einem selbst gestickten Tischläufer. Es war wohl mein entsetzter Blick, den die Noch-Besitzerin mit: "die Katzen dürfen das bei uns" quittierte.
Gegen eine Schachtel Pralinen wechselte das graue Pelzchen die Besitzer.
Der kleine Kater knatschte auf der ganzen Autofahrt zu seinem neuen Zuhause. Dort ging das klägliche Maunzen den ganzen Tag fort. Am schlimmsten waren für ihn die Treppen. Da halfen ihm seine überlangen Beine überhaupt nicht, jede Stufe war zu hoch. Das Heimweh nagte außerdem an seiner kleinen Seele, armer Echnaton!
Ha - genau eineinhalb Tage und aus Echnaton wurde "Garfield"!!! "Der Name passt viel besser zu ihm", fand Rick. Nicht, dass mich das unbedingt überzeugt hätte, aber: "der ist genauso listig und verschlagen wie der Garfield aus dem Buch…" Komisch, von diesem Comic-Buch hatte ich noch nichts gehört… aber man gewöhnt sich ja bekanntlich an fast alles, besonders, wenn dein Kind so felsenfest überzeugen kann!
Garfield gehörte Rick!!!!!!!
Das hätte dem schreienden Pelzchen aber auch jemand sagen müssen, denn: Die Mama war ich, Rick wurde irgendwie zum Brüderchen - oder so. Wir hatten viel, viel Spaß mit unserem Garfield. Seine körperliche Entwicklung war bemerkenswert. Garfield sah in der Sonne hell- und im Schatten dunkelgrau aus, mit sparsamen Tigerstreifen, hauptsächlich an den Beinen. Er wurde zu einem 8 Kg schweren Kater, bei dem die vormals zu hohen Beine sich sehr gut dem starken Körper anpassten - oder umgekehrt? Die Tierärztin war überzeugt, er hat etwas von "Kartäuser" in sich. Ja, das stimmte, er war stolz, erhaben, hatte gemächliche Bewegungen, kurz gesagt, ein Prachtkerl.
Nun liegt es ja in der Natur einer Katze, sie muss klettern lernen …
Meine Ärztin stutzte, als sie irgendwann in Garfields Baby/Kinderzeit, mein linkes Bein sah.
Es sah genauso aus wie ein Baumstamm, an dem ein kleiner Kater das Klettern übt! Die Ärztin überzeugte mich dann schimpfend, "das muss sofort aufhören!"
So kam ich mit dem Burschen überein, dass er nun zu schwer würde für mich. Er kapierte es sehr schnell, was es bedeutete, wenn ich meine Hand in Kniehöhe mit gespreizten Fingern hielt und kurz "nein" sagte.
Es gab übrigens in unserem Haushalt noch einen "Peter", im Vogelkäfig, selbstverständlich.
Peter war ein grüner Wellensittich und mindestens genauso neugierig wie Garfield!!! Dieser Peter konnte "fliegen" und oben auf der Küchenzeile hin- und herlaufen, sich ansehen, was Garfield so trieb. Der inspizierte inzwischen genauestens den Käfig - auch von innen!!!!
Und damit alles seine Richtigkeit hatte, ein Kater kann auch auf der Küchenzeile hin- und herlaufen! Dazu musste Kater nur mal schnell auf Mamas Arm und - hopp - geht doch!
Die Namensgebung war schon richtig, Garfield war listig, verschlagen, immer zu Streichen aufgelegt, neugierig und klug, aber eben auch hoheitsvoll und stolz.
So wollte er einmal die Goldfische aus Nachbars Teich holen. Das widerliche Nass an seinen Füßen streifte auch noch seinen Bauch, dazu der Schrei der Nachbarin: "Garfield, bist du denn verrückt geworden?" hat ihm sein Vorhaben für immer vereitelt.
Nun gab es Nachbarn, die hatten ihn so gern, dass er bei ihnen auf dem Bett sein Schläfchen machen durfte. Und weil sie ihn so gerne hatten, bekam er auch täglich sein Schälchen Milch.
Natürlich hatten wir davon keine Ahnung!
Aber eines Tages bekam Garfield Durchfall, den auch die Tierärztin nicht gestoppt bekam.
Als sich diese Krankheit zur "ruhrartigen" Widerlichkeit entwickelte und Garfield jedes Mal panikartig sein "Klo" verließ, dem er offensichtlich die Schuld gab, war er dem Einschläfern nahe. Ein Labortest brachte die Wahrheit ans Licht, dann gab es auch die richtige Medizin.
Die Nachbarn, die es ja gut gemeint hatten, verstanden die Welt nicht mehr. "Unseren Katzen haben wir früher immer Milch gegeben".
Es ist immer noch eine Gefahr für Katzen, die sich nicht auch von Mäusen ernähren, Kuhmilch zu füttern. (Unsere Nachbarn haben es dann doch lieber mit einem Stückchen Wurst versucht).
Garfield mochte keine Hunde, d.h. er nahm sie irgendwie nicht ernst. Diese hektisch mit dem Schwanz wedelnden Ungetüme bekamen ganz schnell eine blutige Nase, falls sie ihm zu nahe kamen. Ricks Freund Frank hatte einen Dobermann, ein sehr hübsches, großes, hyperaktives, liebes und gutmütiges Tier. Ja, wirklich alle Eigenschaften zusammen, doch wie gesagt, hyperaktiv! Garfield wurde deshalb im Haus eingesperrt. Der Hund war draußen bei den zwei jungen Männern. Vergeblich hatten sie bereits versucht, den Hund müde zu machen mit allerlei anstrengenden Spielen, es nutzte nichts, die Autobastelei musste immer wieder für den "Dobi" unterbrochen werden. Bis den beiden irgendwann mal auffiel, sie hatten jetzt schon längere Zeit ohne Störung gearbeitet. Ganz vorsichtig drehten sie sich nach dem Hund um, und - er lag friedlich vor der Haustür und schlief. Von drinnen sah man Garfield durch die Scheiben, mit Hypnoseblick, gewusst wie!!!!!!!!!
Garfield hat das anfängliche Miauen beibehalten und in eine Art Sprache mit uns gewandelt.
So wie er uns verstand, so konnten wir ihn verstehen. Dabei bemühte er sich sehr, seine Worte in uns verständliche Laute zu bringen. Die Worte: raus, ja, nein, Hunger (nger), nass (na) und Mama, waren auch für Nichtfamilienmitglieder zu verstehen.
Wir brauchten übrigens nie unsere Stimme zu erheben, sprich "schimpfen", Garfield schaltete dann auf STUR! Also, ging's bei uns recht harmonisch zu.
Besuch, ach das war so schön, je mehr Gäste, desto besser und Garfield immer "mitten drin". In diesem Zusammenhang passiere folgendes: Kurz vor dem sonntäglichen Kaffeetrinken, fast alle Gäste hatten schon ihre Plätze gefunden, da musste Garfield unbedingt auch noch auf der Bank dazwischen. Mein Schwager nahm sich kurzerhand eine Zeitschrift und schlug nach Garfield, der ganz verdutzt zurück wich, aber seinen Platz behauptete! Ich war "sauer"! Sagte zu meinem Kater, "geh' runter, nicht an den Tisch" und Garfield gehorchte. Es entstand eine erstaunte Pause in der etwas heftigen vorangegangenen Unterhaltung. Wenn Tiere und Menschen mit einander reden, geht es ohne Strafe!
Es gibt ja das Gerücht, Katzen haben ihre Familie voll im Griff, das kann ich gar nicht sagen. Eher waren in unserer Familie alle gleichberechtigt. Außer, eine Sache gab es, die Garfield mir ganz und endgültig abgewöhnt hat, ich durfte nicht mehr stricken. Dabei hat ihn das Garnknäuel nicht interessiert, nein, er musste dann unbedingt auf meinen Schoß. Das war ja weiter nicht schlimm, hielt ich eben meine Arme etwas höher. Na ja, mein Schoß rutschte auch immer höher und höher…… Haben sie schon mal versucht, in Höhe ihrer Stirn zu stricken? Alles Mögliche habe ich versucht, es half nichts, so musste ich nachgeben und mein Strickzeug schließlich verbannen.
Ansonsten konnten wir uns ganz auf Garfield verlassen. Später gab es sogar Nachbarn, die fasziniert waren, weil sie bemerkt hatten: "Eure Katze gehorcht besser, wie unsere Hunde!" Wunderschön, das Kompliment, besonders weil alles ohne "scharfe Stimme" funktionierte.
Übrigens, einer der benannten Hunde, hatte einen Narren an Garfield gefressen!? Er ließ sich nicht von einer blutigen Nase abschrecken. Nur Garfield konnte an den groben Spielchen keinen Gefallen finden.
Vögel - nein, die darf (man) Katze nicht fangen! Immerhin hatte Garfield das ja bei Peter gelernt, Vögelchen sind lieb, die darfst du nicht zanken! Das klappte auch ganz gut. Wäre da nur nicht etwas schwarz/weiß Gefiedertes auf der Wiese gewesen, jedenfalls muss Garfield davon überzeugt gewesen sein, "meine Beute", denn anschleichen… und … Sprung!!!??? - Der hackende Schnabel auf Garfields Hinterkopf war unmissverständlich ein NEIN!!! Eine Elster ist eben auch ein Vogel.
Lieber mit Rick raufen und Boxkämpfchen machen (die bleibende Narben hinterlassen haben). Und beim Autoreparieren zusehen, komisch das Durcheinander unter der offenen Motorhaube, wie können die beiden nur davon so fasziniert sein?
So kann ich eigentlich sagen, in unserem 3er-Haushalt war es nie langweilig, aber wo Lachen ist, sind auch Tränen….
Das Jahr 1995 war ein trauriges Jahr. Zuerst starb meine Mutter an Krebs, die Trauer darüber machte mich krank. So bekam ich selbst einen bösartigen kleinen Tumor in meiner rechten Brust und Garfield hat es von Anfang an gewusst. Er war ständig um mich herum und versuchte mir immer etwas zu sagen, stupste mit seiner Nase an jene kranke Stelle. Er war mir so nahe, dass ich bei jeder Bewegung erst nachsehen musste, ob meine Füße ihn nicht treffen würden. Als ich dann nach Wochen endlich meinen OP-Termin hatte und für etwa zwei Wochen ins Krankenhaus kam, muss Garfield gedacht haben, meine Mama kommt nicht wieder…….
Da hat er jede Nahrung verweigert - nach einigen Tagen war er zuckerkrank!
Als mein Sohn mir davon berichtete, bat ich ihn, der Tierärztin die Erklärung für sein Verhalten zu geben und Garfield vorläufig künstlich zu ernähren - aber - "so etwas gibt es nicht, eine Katze will nicht sterben, weil sie das von ihrer Bezugsperson glaubt, ein Tier hat nur sein eigenes Wohl im Sinn!" - So sprach die Tierärztin und verordnete Insulin. Nun bekam Garfield täglich eine Insulinspritze gesetzt! Es hätte ihn fast das Leben gekostet. Insulin (aber ohne Nahrung), das bedeutete, er wurde auch noch fast blind.
Es wurde Zeit für mich, nach Hause zu kommen!!!
Haustür öffnen und rufen: "Garfield - Mama ist da", war eins. Dann ein ‚Rums' auf dem Holzfußboden in 1.Stock, schnelle Katzenfüße auf der Treppe, Podest - und es flog ein graues Fellbündel in meine Arme. Sofort stupste Garfields Nase jene Stelle an, die er mir immer schon vor dem Krankenhausaufenthalt gezeigt hatte. Große Augen eines stillen Katers (er redete doch sonst so viel) und meine Erklärung: "Mama ist wieder gesund und jetzt musst du auch gesund werden!" Die Insulinspritze habe ich verbannt und langsam den Kater wieder aufgepäppelt.
Nach einer Woche war die Nachuntersuchung, d.h. Blutabnahme, Labor….und - in der Tierarztpraxis ganz große Verwunderung. Das Blut war in Ordnung, wies keinerlei Krankheiten, erst recht nicht -Zucker- auf.
Die Ärztin hat keinen Pfennig für ihre aufwendige Behandlung genommen, sie wurde eines Besseren belehrt und will in Zukunft das "Band" zwischen Mensch und Tier in ihrer Praxis berücksichtigen.
In 1998 kauften wir (mein Sohn und ich, je zur Hälfte) ein Haus mit großem Grundstück. Die derzeitigen Nachbarn und Vermieter glaubten nicht, dass Garfield in der neuen Umgebung bleiben würde. Weil: "eine Katze bleibt beim Haus!"
- Doch nicht unser Garfield….!
Eine Woche schaffte ich es, ihn im neuen Haus zu lassen, dann wollte er unbedingt raus! Erwähnte ich schon, dass Garfield viel "gesprochen" hat. Dass er auch "schimpfen" konnte, war nach dieser Woche einsperren auch klar!
Also bin ich an einem Samstagmorgen mit ihm die Grundstücksgrenze abgelaufen, hatte Angst er würde über den Jägerzaun in das anliegende Wäldchen, bzw. die Wildnis verschwinden und nicht wieder zurück finden. Weit gefehlt, nach etwa einer Stunde kam mein Garfield stolz mit hoch erhobenem Schwanz zurück. Irgendwie hat er mir dann was erzählt von: "was denkst du eigentlich, glaubst du ich lass' dich allein'?" Hat gerade noch gefehlt, dass ich mich für mein Misstrauen entschuldigt hätte, aber gelobt und geknuddelt habe ich ihn dann doch.
Das Leben dort in dieser großen Freiheit hat ihm gefallen.
Nur die Nachbarhunde - na, ja man kann nicht alles haben.
Außerdem war da noch ein sehr frecher Dorfkater, unkastriert und ständig auf Krawall aus. Vor nichts hatte er Respekt, hätte am liebsten alle Katzen aus dem Dorf verjagt und die kleineren tot gebissen. Dass dieses widerliche Tier von Garfield in Schach gehalten wurde, haben wir erst viel später bemerkt.
Irgendwann sahen wir etwas erstaunliches, Garfield wurde von einem noch sehr kleinen schwarzen Katerchen, Nase an Nase, begrüßt. Hatten wir doch immer gedacht (nein, wir waren überzeugt) Garfield ist ein Einzelgänger. Diese offensichtliche Freundschaft, sahen wir mit Schmunzeln von da an öfter.
Nachdem Garfield am 15. April 2000 sein 13. Lebensjahr vollendet hatte, begann er zu kränkeln. Auch die vielen Arztbesuche brachten nur Linderung, wenig Besserung, die immer schneller verging. Die Leber wurde behandelt, Garfield ward immer weniger, er fraß nur noch sehr wenig. Dafür redete er noch mehr als gewöhnlich, verlangte plötzlich nachts raus zu gehen (13 Jahre hat er das nicht gewollt). Er wurde mir zeitweise richtig fremd. Obwohl wir doch eine ganz besonders tiefe Verbundenheit hatten.
Wieder geschah etwas seltsames, nachdem ich ihn zum soundsovielten Mal gebettelt hatte: "mach doch dein Schüsselchen leer", geschah es - gerade war das Essen noch unberührt, wenige Minuten später bettelte Garfield - "mein Schüsselchen ist leer, tu' mir was rein".
Skeptisch wie ich war, sah ich nach und konnte es nicht glauben, ein so sauber gelecktes Schüsselchen hatte ich lange nicht gesehen. - Also lobte ich Garfield was ich konnte, freute mich königlich, gab einen Löffel voll Futter in seine Schüssel - und - sah einen schwarzen Schatten huschen! Ah ha!
Vermutlich hatte Garfield meine "Nötigungen" satt und dachte sich, Hauptsache die Schüssel wird leer gemacht. Wahrscheinlich hat er seinem kleinen Freund gesagt, ‚sieh' dir alles an und wenn dir meine Leute gefallen, dann sieh' zu, dass du bleibst'.
Natürlich konnte ich das fremde Tierchen nicht einfach behalten, obwohl dieser "Schnucki", wie ich ihn bald nannte, dafür gar kein Verständnis zeigte. Abends setzte ich ihn zur Terrassentür hinaus und wenn ich nachmittags aus dem Büro nach Hause kam, kam er dort auch wieder herein. (Längst kannte er mein Auto….)
Die Kinder der Nachbarn wussten, wohin das Katerchen gehörte und so begann für ¼ Jahr das Hin und Her, wir brachten ihn zu seinen Besitzern, oder diese holten "Blacky" ab. Es nutzte aber nichts, Blacky behauptete ‚hierhin gehöre ich, zu Garfield und dir'. Meine Zweifel waren aber noch nicht bei Seite geräumt! So nahm ich ihn weiterhin auf meine Arme und setzte ihn hinaus.
Garfield ging es inzwischen sehr, sehr schlecht. Aus seinem "Sprechen" wurde mehr und mehr schreien, kaum auszuhalten, es tat mir in der Seele weh. Er kam mit seinem kleinen, zu Spielen aufgelegten, Freund nicht mehr klar und schrie schon, wenn dieser noch weit von ihm entfernt, nur in seine Richtung sah. Es war eine schlimme Zeit für uns, aber auch für die beiden Kater.
An einem Mittwochabend, gerade hatte ich Blacky wieder auf den Arm genommen und zur Terrassentür rausgesetzt, meine Tasche gepackt, denn ich musste zur Chorprobe und ging zur Haustür hinaus. Da wartete schon Blacky und begleitete mich zu meinem Auto. Dort hat er sich dann hingesetzt und mit seinen schönen Augen gesagt: "du willst mich nicht!" Umgehend habe ich laut geantwortet: "jetzt reicht es, morgen kaufe ich dich". Doch die Besitzer (ein belgisches Paar, nur zwei Häuser weiter wohnend) waren heilfroh, dass Blacky endlich das Zuhause haben konnte, welches er sich mit Garfield's Hilfe ausgesucht hatte.
An diesem Abend habe ich es umgekehrt gemacht, ich nahm Blacky auf meinen Arm und holte ihn "in" die Wohnung, schloss die Türe hinter uns. Blacky hat völlig unverständlich auf einem Fleck gestanden. Er konnte es nicht glauben….
Es klärte sich dann auch so einiges, warum er z.B. nichts mit den einfachsten Worten wie: nein oder komm, anfangen konnte. Die Vorbesitzer hatten "flämisch" mit ihren Katzen gesprochen. (von Blacky später mehr)
Mit Garfield ging es immer mehr bergab. Er wurde von Infusionen abhängig.
Dann kam jener Freitag, der 15. Dezember 2000, ich kam früher nach Hause und rief, wie üblich: "Mama ist da, wo seid ihr?" Blacky kam mich fröhlich begrüßen, aber Garfield - er kam hochbeinig "gestelzt", mit erhobenem Haupt und Schwanz, stolz, aber "tonlos"!
Auf seiner Nase waren zwei Körner Katzenstreu eingedrückt. Also war er offensichtlich kopfüber in sein Klo gefallen, fühlte die Körner nicht mehr oder war zu schwach, sie zu entfernen. Das war's dann! Das nächste würde sein, er erkennt uns nicht mehr?
So beschloss ich mit der Tierärztin gemeinsam, quälen soll er sich nicht mehr!
Garfield wurde an diesem Tag eingeschläfert. Man spricht von 7 Katzenleben, unser Garfield hat es auf nur 3 Leben gebracht.
Rick hat ihm eine kleine Holzkiste gebaut, imprägniert, und wir begruben ihn (vorschriftsmäßig) auf unserem Grundstück. Trotzdem habe ich mich mindestens eine Woche wie eine Mörderin gefühlt.
Dann begriff ich langsam, - Garfield hatte mir ja sein "Vermächtnis Blacky" da gelassen, wusste er doch, wie schlimm es ist, alleine zu bleiben…….



Eingereicht am 23. Februar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.



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