Kurzgeschichte Science Fiction        
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Testflug Alpha

© Gregor Eder


Leutnant Erich Muster zog seinen TIGERSHARK Jagdbomber in eine sanfte Kehre und brachte ihn knapp über die Meeresoberfläche hinab. Einen Moment gönnte sich der deutsche Pilot den Anblick der Wellen, dann schaltete er den Funk ein: "Testflug Alpha an Basis, bin jetzt im Übungsgebiet angelangt."
"Testflug Alpha hier Basis, wir haben sie verstanden. Bereiten sie die Umstellung auf den Unterwasserbetrieb vor!" meldete sich kurz darauf mit scharfer Stimme die Kontrolle: "Sobald alle Checks abgeschlossen sind, haben sie dann Freigabe für das Abtauchen." "Verstanden Basis" erwiderte Erich, bevor er den Befehlen nachkam und den Tauchcheck durchführte.
Würde der heutige Testflug oder besser Testtauchgang gut verlaufen, konnte sich die UEO, die United Europe Organisation, darüber freuen, endlich einen eigenen Subfighter zu besitzen. Die amerikanische Föderation und die Östliche Allianz war ihnen in diesem Punkt bisher noch immer einen Schritt voraus gewesen, doch das würde sich ändern. Und dann, sofern es klappte, würde sich das Machtgleichgewicht etwas verschieben, hoffentlich zugunsten der UEO.
Nachdem er den Check beendet hatte, kontrollierte Muster noch einmal, ob sein Vollhelm auch wirklich fest mit dem Kragen seines Fluganzuges verschlossen war, dann aktivierte er erneut den Funk: "Testflug Alpha bereit zum Abtauchen. Lufteinlässe verschlossen, tauche jetzt ab." Damit drückte der Pilot den Steuerknüppel nach vorne und richtete die Nase des Jägers auf die Wasseroberfläche aus. Mit erschreckender Geschwindigkeit raste diese auf ihn zu und dann war es soweit. Es gab genug Piloten, die ihre Maschine in den Teich gesetzt hatten, doch Erich war der erste, der es mit Absicht tat.
Wie von den Forschern berechnet durchstieß der schlanke Rumpf des TIGERSHARK die Wasseroberfläche und dann schaltete die vier leistungsstarken Triebwerke um und trieben den Jagdbomber tiefer hinab.
Erich behielt den Tiefenmesser genau im Auge, während er den Knüppel wieder etwas zurück nahm, um die Sinkgeschwindigkeit zu verringern. Bisher schien alles bestens zu laufen, ein Umstand, der den Piloten irgendwie Unbehagen bereitete. Nicht, dass es ihn nicht gefreut hätte, wenn alles reibungslos gelaufen wäre, doch sein kampfgeschulter Instinkt verriet ihm, dass noch etwas passieren würde.
Und so war es auch. Kaum hatte der TIGERSHARK eine Tiefe von 1000 Metern erreicht, blinkten zwei Punkte auf dem Radarschirm auf. Die Identifizierung lief sofort an und wenig später meldete der Bordcomputer Erich, dass es sich dabei um zwei chinesische Subfighter vom Typ MIG-203 handelte. "Na großartig"
murrte der Pilot leise, während er den Jagdbomber auf die beiden Neuankömmlinge zusteuerte und die Waffen scharf schaltete. Zwar war dies nur ein Test, doch der TIGERSHARK war voll bestückt. Zusätzlich zu den vier Maschinengewehren, die unter Wasser jedoch wenig Nutzen hatten, besaß er vier Drillingsabschusssysteme für hochmoderne Kurzstreckentorpedos. Um Hilfe zu rufen verschob Erich getrost auf später, schließlich konnte er davon ausgehen, dass die Eindringlinge seinen Funkverkehr störten. Statt dessen erfasste er die vordere MIG und feuerte die erste Drillingssalve ab. Die drei Torpedos durchpflügten das Wasser und nur dank eines geschickten Ausweichmanövers gelang es dem anderen Piloten, einen Treffer zu vermeiden.
Doch wenigstens konnte Muster so verhindern, dass er das Feuer erwiderte.
Der Flügelmann des Angreifers hatte jedoch weder Bedenken, noch wurde er behinderte und so feuerte er einen seiner acht Sato-22 Zwillingswerfer ab und schickte Erich nun seinerseits zwei Torpedos entgegen.
Sofort stieß der deutsche Pilot den Steuerknüppel hart zur Seite und rollte den TIGERSHARK über den Steuerbordflügel aus der Schussbahn. Wenn auch nur knapp, entging er so doch einem Treffer. Statt nun weiter auszuweichen oder gar zu fliehen, drückte Erich den Schubhebel bis zum Anschlag nach vorne und richtete seinen Jäger erneut auf die beiden Angreifer aus. Diese waren inzwischen sehr nahe herangekommen und feuerten bereitwillig ihre leichten Laserkanonen ab. Der erste Strahl verfehlte den TIGERSHARK knapp, doch der zweite brannte eine tiefe Furche in die Panzerung des linken Flügels. Ohne darauf zu achten, hielt Erich weiter Kurs und feuerte schließlich, zur einheitlichen Verwunderung seiner Gegner, seine MGs ab. Noch während die zwei MIG-Piloten sich darüber wunderten, riss der Deutsche Schubhebel und Steuerknüppel hart zu sich heran und zwang seinen Jagdbomber zu einem ungewöhnlichen Manöver, dass er in der Luft niemals zustande gebracht hätte.
Die Maschine drehte sich knapp vor den beiden MIG-203 in einem Manöver, das an einen halben Looping erinnerte, auf den Rücken und `rutschte` unter ihnen hindurch. Noch ehe sie nun reagieren konnte, feuerte Erich zwei weitere seiner Werfer ab und schickte sechs Torpedos in das Heck des einen Jägers.
In einer gewaltigen Druckwelle explodierte er und schickte eine Schockwelle durch das Wasser, die seinen Flügelmann aus der Bahn warf und die Muster dazu zwang, mit dem Knüppel zu kämpfen.
Der MIG-Pilot schaffte es zuerst, die Kontrolle zurück zu erlangen und flog einen Immelmann, um Erich erneut anzugreifen. Diesem gelang es gerade erst wieder, seinen Jäger auszurichten und ihn wieder in die richtige Position zu drehen. Als nun erneut Torpedo auf ihn zuschossen, zögerte er keine Sekunde und riss den Schubhebel nach vorne. Mit Vollschub angetrieben unterlief der TIGERSHARK die meisten ankommenden Geschosse und Erich kassierte lediglich einen Torpedotreffer an der Flanke und einen weiteren Lasertreffer am Flügel, bevor sein Antwortfeuer aus den verbliebenen drei Torpedos und den MGs den Bauch der MIG aufrissen und sie schwer beschädigt abdrehte.
Normalerweise hätte der Pilot auf keinen Fall auf den Abschuss verzichtete, doch nun hatte er keine Torpedos mehr und allein mit den MGs auf die Jagd zu gehen war zu riskant. Also zog er den Jagdbomber in einen steilen Steigflug und durchstieß erneut die Wasseroberfläche. Zufrieden aktivierte Erich dann erneut den Funk und kassierte sogleich besorgte Anfragen der Kontrolle. Eine Weile ließ er diese auf sich einfallen, dann unterbrach er sie und antwortete lediglich: "Testflug Alpha an Basis, die Übung war ein voller Erfolg. Ich komme jetzt heim."



Eingereicht am 19. März 2006.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
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