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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Eine bösartige Erkrankung

© Teodor Horvat


Einmal kam zu uns in unsere kleine Klinik, wo ich damals gearbeitet habe, eine junge Frau, die ungefähr 35 Jahre alt sein konnte. Sie trat ins Sprechzimmer mit ganz schweren und unsicheren Schritten, wie es übrigens von einer sehr kranken Patientin zu erwarten ist. Dazu war ihr abgespanntes Gesicht mit hohlen Wangen, ganz blass und sie hatte vermutlich Fieber gehabt, was durch Schweißausbrüche an ihrer Stirn zu erkennen war. Mit eingefallenen Augen sah sie uns an und sagte: "Bitte helfen Sie mir doch, ich bin schon ½ Jahr sehr müde. Außerdem hat meine Leistungsfähigkeit leider spürbar nachgelassen. Ah ja, seit neuerdings habe ich auch ein Drückgefühl im linken Oberbauch und gelegentlich zunehmende Gliederschmerzen, vor allem in den Oberschenkeln", sagte sie sehr traurig aber mit gewisser Erleichterung.
Um die Wahrheit zu sagen, wir hatten schon einen Verdacht, aber um ganz sicher zu sein, mussten wir noch bestimmte Laboruntersuchungen durchführen. Darum haben wir zuerst bei dieser unglücklichen Frau, ein Blutentnahme gemacht und dann ihr Blut in ein hämatologisches Laboratorium geschickt. Hämatologie ist die Lehre vom Blut und seinen normalen und krankhaften Eigenschaften. In dem Laboratorium hat man zuerst ein Blutbild gemacht. Das sachgerechte erhobene Blutbild und seine richtige Interpretation stellen nach wie vor eine der wichtigsten diagnostischen Methoden dar. Das Blutbild kann neben der Zahl von roten und weißen Blutkörperchen und Blutplättchen, eine weitere wesentliche, diagnostisch auch wegweisende Information vermitteln. Zum Zeitpunkt der Diagnose haben wir bei dieser Frau eine Anämie oder Blutarmut festgestellt. Anämie oder Blutarmut nennt man Bluterkrankungen mit verminderten roten Blutkörperchen oder zu niedrigem rotem Blutfarbstoff. Die Aufgabe des roten Farbstoffes ist, den lebenswichtigen Sauerstoff chemisch gebunden zu transportieren.
Wie wir gedacht haben, waren auch die weißen Blutkörperchen oder Leukozytenzahl wesentlich erhöht und zeigte Werte über 100 000 x 106/L. Dabei sind Normalwerte und Daten gesunder, junger Erwachsener 400-10 000 x 106/L.
Die Leukozytenzahl schwankt tageszeitlich, aber auch im Zusammenhang mit ihrer Funktion. Nach einer Mahlzeit z.B. ist ihre Zahl erhöht. Weil die weißen Blutkörperchen nach dem Essen in die Darmregion, ihrer Wirkungsort transportiert werden.
Dann hat man in Laboratorium noch ein Blutausstrich angefertigt, um das so genannte Differenzialblutbild zu erfassen, d.h. um die Art und die prozentuale Verteilung der weißen Blutkörperchen zu bestimmen. Dafür wird ein dünner, trockener Blutausstrich mit basischen und sauren Farbstoffen gefärbt, weil Kern und Protoplasma der Blutzellen durch saure bzw. basische Farbstoffe unterschiedlich angefärbt werden und dadurch differenzierbar sind.
Dann werden mithilfe des Mikroskops 100 weiße Blutkörperchen bzw. ein Mehrfaches von 100, ausgezählt und die einzelnen Zellformen bestimmt.
Abschließend ermöglicht die mikroskopische Untersuchung des Blutausstriches die Diagnose; man hat dabei bei dieser Frau einen hohen Prozentsatz an unreifen Zellen gefunden, wobei die gemeinsame (pluripotente) Stammzelle nur bis zu den unreifen weißen Blutkörperchen ausreifen könnte und nur teilweise weiter bis zu den Granulozyten. Mehr als 60% aller weißen Blutzellen sind Granulozyten, die entsprechend dem Färbeverhalten der Körnchen eingeteilt werden. Ihre Funktion ist vor allem die Freisetzung von Enzymen, die Fremdstoffe (z.B. Bakterien), aber auch Gewebszellen in der Umgebung eines Krankheitsherdes andauen. Im so einem typischen Fall wie auch hier findet sich nur ein monotoner Ausstrich mit überwiegend unreifen weißen Blutzellen. Bei dieser unglücklichen Frau fehlte das übliche Bild der verschiedenen Reifungsstufen sämtlicher weißer Blutzellen, was man Hiatus leucämicus nennt und ist spezifisch für akute Leukämie, eine bösartige Erkrankung des Blutes. Es handelt sich leider um eine lebensgefährliche Erkrankung, die in kurzer Zeit zum Tode führen könnte durch Infektionen oder durch Blutungskomplikationen.
Diese tödliche Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten. Die Patienten erkranken plötzlich mit zunehmender Schwäche infolge der Anämie (wie es auch bei dieser Frau der Fall war), mit Fieber infolge bakterieller Infektion wegen Granulozytopenie (Verminderung der Granulozyten) oder mit Blutungen infolge Thrombozytopenie (Verminderung der Thrombozytenzahl oder Blutplättchen). Die Blutplättchen (Thrombozyten) haben wichtige Aufgaben bei der Blutstillung, darum ist eine ausreichende Menge an Blutplättchen für die Blutstillung sehr wichtig.
Obwohl die akuten Leukämien zu den gefährlichen Erkrankungen des Blutes gehören, nach einer intensiven, konventionellen oder herkömmlichen Behandlung sind derzeit bei Erwachsenen, definitive Heilungen möglich. Voraussetzung dafür ist zunächst ein bestmögliches Heilverfahren, wie auch Blutersatz und Infektionsbekämpfung.
Zuerst wurde bei dieser unglücklichen Frau eine zytostatische Behandlung mit Substanzen die das Wachstum und die Vermehrung von Zellen hemmen bzw. Vermindern versucht und dadurch eine Remission bzw. zeitweiliges Nachlassen den Krankheitssymptomen zu bringen. Dabei werden die Leukämiezellen zerstört, und es kann sich ein normales Knochenmark beziehungsweise ein wesentliches Organ für die Bildung praktisch aller Blutkörperchen mit normalem Blutbild entwickeln. Das macht die Überlebenszeit soweit erträglich, dass normaler Tätigkeit nachgegangen werden kann, und verlängert sie auf ca. 6 bis 12 Monate. Im Allgemeinen bedeutet dies manchmal bei dem Erwachsenen jedoch keine Heilung; nach bestimmter Zeit kommt es zu einem Rückfall der Erkrankung, der dann schwieriger zu behandeln ist.
Bei den Erwachsenen kann auch zum Teil eine Heilung erreicht werden durch eine Knochenmarktransplantation, wenn der Patient nicht zu alt ist und ein Spender (meist Bruder oder Schwester) zur Verfügung steht.
Durch konsequente oder beharrliche Behandlung darf allerdings mit einer endgültigen Heilungsrate von 60% der Patienten gerechnet werden aber unbehandelt endet diese bösartige Erkrankung des Blutes innerhalb von 2 bis 6 Monaten leider immer tödlich.



Eingereicht am 16. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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