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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Kantenmomente

© Angelika Lantermann


Unser Flugzeug hat die Höhe von 4000 Meter Höhe erreicht. Die Flugzeugtür öffnet sich, die ersten Fallschirmspringer machen sich startklar. Dann springen sie, einer nach dem anderen in den Himmel hinein. Ich stehe an der Kante zum Ausstieg. Noch einen Schritt - dann der Sprung ins Ungewisse.
Mit rasender Fallgeschwindigkeit von 240 Stundenkilometern fliegen wir im Freifall der Erde entgegen. Fasziniert von der Unendlichkeit, der Weite des Himmels und der klaren Sicht, brechen wir durch die Wolkendecke. Unter uns ist schon Land zu sehen, winzig klein und doch wunderbar. Ein Riss an der Leine, der Fallschirm öffnet sich. Sicher getragen können wir diesen Moment, den Anblick, die Schönheit und die Vielfalt der Erde erleben. Es ist ein einmaliges Erlebnis für mich. Der Sprung ins Ungewisse hat sich gelohnt und ich bin dankbar für die sichere Landung, als ich wieder Boden unter meinen Füßen spüre.
Es war sicherlich einer dieser "Kantenmomente", die mein Leben bereichern und für die ich Gott aus tiefstem Herzen dankbar bin.
Bei diesem Fallschirmsprung ist mir deutlich geworden, wie sehr Gott mein Leben in seiner Hand hält.
Ich denke daran, wie oft ich schon in meinem Leben im freien Fall war, den Schritt in die Ungewissheit getan habe, nicht selten aus Verzweiflung und in Ausweglosigkeit. Ich durfte Gottes Nähe, sein Getragensein und seine unendliche Liebe spüren. Er ist mir zum Fallschirm meines Lebens geworden. Er hilft mir zur sicheren Landung und stellt meine Füße wieder auf festen Boden.
Sicherlich gab es auch Momente, in denen ich das Gefühl hatte, dass sich der Fallschirm zu spät, oder gar nicht öffnet. Wenn ich zurückschaue sehe ich, dass es viel mit Vertrauen und Geduld zu tun hatte.
Als wir vor einem Jahr selbst betroffen waren von Arbeitslosigkeit, Krankheit und wir einen Freund durch Krebs verloren, dachten schon, die Lasten müssten uns erdrücken. Aber es ging noch weiter.
Anfang diesen Jahres haben wir eine Freundin und Ihren Mann in der Sterbephase begleitet. Die junge Mutter von zwei kleinen Kindern starb mit 36 Jahren. Viele Fragen brachen in uns auf. Zudem erlebten wir, wie schmerzhaft es ist neben den menschlichen auch materielle Verluste hinzunehmen.
Von vielem "Liebgewonnenem" mussten wir uns trennen.
An manchen Tagen habe ich das Gefühl im freien Fall ohne Fallschirm zu fliegen. Gerade in solch einem Moment schenkte Gott mir einen Vers aus den Psalmen "Mein Herr und Gott, Dir vertraue ich. Wenn ich niederschlagen bin und nicht mehr weiter weiß, kennst Du doch einen Ausweg." (Psalm 141,8; 142,4). Dieser Zuspruch ist mir wie eine Fallschirmlizenz für den Alltag geworden. Ich darf darauf vertrauen, dass Gott mein Leben in seiner Hand hält. Er kennt meinen Weg und will ihn mit mir gehen. Ich lerne "Kantenmomente" als wertvolle Details der Wegstrecke zu entdecken. Sie sind es, die mir immer wieder deutlich machen, wie sehr Gott mich liebt.
Da sind unsere Freunde, die mit uns gehen und uns immer wieder Mut zusprechen. Die liebevollen Briefe - manchmal sogar Päckchen mit Geschenken. Ein unverhoffter Besuch zum richtigen Moment, eine Einladung zum Essen. Menschen , die uns in vielfältiger Weise unterstützen und für uns und mit uns beten. Ich kann immer wieder nur staunen, wie Gott uns mit dem, was wir brauchen versorgt.
Wir wissen noch nicht wie es weiter geht, auch haben wir die Erfahrung gemacht, dass Gott uns nicht am Leid vorbeiführt. Aber - Er trägt uns hindurch. So dürfen wir auch sehen, dass neue Perspektiven am Horizont schon sichtbar sind. Ich weiß, dass Gott unser Bestes will, auch - wenn wir es nicht immer verstehen. Ich möchte ihm vertrauen und lernen, geduldig zu sein.
Noch sind wir nicht gelandet, aber wir haben in Gott den sichersten Fallschirm, den es gibt.



Eingereicht am 15. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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