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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Für dich

© Gisela Weinstock


Wie sehr hatte ich mich auf dieses kleine Bündel Mensch gefreut, gewartet. Als hätte mein Leben sich nur für diesen Moment zu leben gelohnt. Aus der Narkose erwachend schaute ich mich um, suchte ihn, sehnte mich danach ihn in meinen Armen zu halten, doch ich war alleine. Für Sekunden machte sich Panik in meinem Inneren breit, ob alles in Ordnung war?
Mit schmerzendem Unterbauch drehte ich mich im Krankenbett um, versuchte den Klingelknopf zu erreichen, da kam mir die Bettnachbarin zu Hilfe indem sie für mich nach der Krankenschwester rief. Ein blonder Haarschopf mit einem warmen Lächeln im Gesicht erschien in der Tür. "Sie sind ja wach, prima dann hole ich Ihnen schnell ihren Sohn"
Dieser Moment, dieser Augenblick, als mir mein kleiner Sohn in die Arme gelegt wurde. Für ihn würde ich leben. Für ihn würde ich allen Schmerz ertragen der sich aus Kindertagen so fest in mir etabliert hatte. Für ihn würde ich alles tun... Da lag er. Mein Leben, mein Sinn., mein Ziel. Eine nie geahnte Zärtlichkeit durchströmte mich als ich seine kleinen Hände berührte, sacht ganz sacht. Er wirkte so zerbrechlich, so klein. Tränen lagen in meinen Augenwinkeln, bereit sich einen Weg zu bahnen, verschleierten den Blick und ließen mich blinzeln. Meine Liebe war geboren, eine Liebe die mich nie verließ.
Wieder zu Hause drehte sich alles um ihn. Ich schlief wenn er schlief, reagierte auf jeden Laut den er von sich gab, bewunderte täglich staunend die Veränderungen in seinem Aussehen. Nichts schien mehr wichtig. Weder mein Mann der sowieso lieber seine eigenen Wege ging, noch Job oder Haushalt. Der Mittelpunkt meines Lebens hieß David... ein Leben ohne ihn war nicht mehr denkbar, was hatte ich nur früher ohne ihn gemacht, wie gelebt? Ich wusste es nach kurzer Zeit nicht mehr... Dann holte mich die Vergangenheit ein, lehrte mich dass das Heute die Summe der Erfahrungen vergangener Zeit darstellt...lehrte mich das Liebe die Pflicht bedeutet sich der Vergangenheit zu stellen um sich von deren Einfluss zu lösen.
Meine Eltern kamen zu Besuch um den neuen Erdenbürger zu bewundern. Da war sie wieder diese Unsicherheit, das Gefühl alles verkehrt zu machen. Da war sie wieder die Angst, das Gefühl nichts wert zu sein, das innere Erbeben wenn man die nächste Tracht Prügel erwartet, die Wut die man nicht ausdrücken darf weil sie zerstören würde, der flehentliche Schrei in stummer Qual der sehnsüchtig bittet: "Lasst mich in Frieden" und die Gewissheit ich bin ein Nichts ohne Sie. Bei Kaffee und Kuchen hörte ich mir ihre Erziehungsratschläge an, ihre Kritik, und bekam immer mehr das Gefühl ich hätte so ein Wunder gar nicht verdient und ich würde aus ihn sowieso nur einen Verbrecher machen, sie mit ihrer Erfahrung könne das beurteilen, ich hätte ja noch nie etwas getaugt ...
In dieser Nacht schlug ich meinen Sohn. Keine 3 Monate alt. Mit der flachen Hand schlug ich auf diesen gewindelten Po ein, voller Hass und Wut, völlig überfordert mit meinen Gefühlen umzugehen.
Dann mitten im Schlag, erinnerte ich mich an diesen ersten Augenblick, an diese Zärtlichkeit, meine Fassungslosigkeit über so viel Glück. Weinend sank ich vor seinem Bettchen in die Knie. Gefühle, Gedanken prasselten auf mich ein. Erinnerungen an die demütigenden Gefühle wenn man selber geschlagen wird, verstehen über mein eigenes Tun und Handeln, ich sah meiner Hilflosigkeit ins Gesicht, erkannte meine Wut die ich auf meinen kleinen Sohn lenkte anstatt sie meinen Eltern entgegen zu schleudern. Erkannte dass ich auf dem besten Wege war zu werden wie sie. Und ich schwor mir alles zu tun damit mein Sohn nie wieder unter meiner Vergangenheit leiden muss. Die nächsten Jahre verbrachte ich damit mich selber zu beobachten. Ich ging meinen Gedanken und Gefühlen auf den Grund. Ich ließ es nie wieder zu das alte Gefühle mich zu Handlungen zwingen. Heute ist mein Sohn 19 und kennt keine Schläge, keine Gewalt, keine Demütigung, kennt nicht das Gefühl wertlos zu sein.



Eingereicht am 04. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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