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Die wahre Geschichte einer Hündin

© Ilse Radenberg


Sie stand mit stumpfen Augen blicklos mitten im Zimmer, ohne etwas wahrzunehmen. Ein Bild unendlicher Einsamkeit. Tristis usque ad mortem. Sie wusste nicht, wohin sie gehörte und zu wem sie gehörte. Alle, die sie je geliebt hatte, verließen sie.
Abends brachte man sie kurz nach draußen. Mechanisch machte sie einige Schritte. Dann blieb sie stehen. Wozu sollte sie auch laufen? Wohin? Es gab nirgends ein Zuhause. Man hatte sie einfach weggegeben. Für umsonst. "In der Zeit von zwei Wochen können Sie sie noch zurückbringen". Wie oft wurde sie wohl zurückgebracht?
Früher war sie wunderschön. Dafür durfte sie auch nicht spielen wie andere Hunde. Sie kennt weder das Spielzeug Ball noch den geworfenen Stock. Sie weiß nicht einmal, was spielen ist. Aber sie kennt sich auf Ausstellungen aus, versteht es zu posieren.
Sie lebte sechs Jahre lang in einem Zwinger und war die Königin ihrer Rasse. Jeder, der einen Hund ihrer Rasse besitzt, kennt ihren Namen. Später ließ man sie dreimal hoch bezahlte Junge zeugen. Dann wurden die die großen Sieger.
Die entthronte Königin kam an den nächsten Besitzer. Dieser Herr lief nicht gerne. Darum verkümmerten ihre Muskeln. Aber er fütterte sie bis zur Unförmigkeit. Ihr Gesäuge hing tief herunter, ihr Fell war lang und ungepflegt. Am Hals bildeten sich Fettwellen.
Sie wurde wieder weggegeben. Man gab sie immer wieder weg. Die Zwingerhündin lief nicht einmal an der Leine. Sie benahm sich selbst nicht wie ein Hund.
Schließlich kam sie zu uns. Wir verlangten nichts von ihr. Liebten sie einfach. Zeigten ihr eine andere Welt. Sie entdeckte den Wald, erstaunte sich über Eichhörnchen und Hasen. Sie läuft auf andere Hunde zu mit geschmeidigen, federnden Bewegungen und der Unerschrockenheit und dem Stolz ihrer edlen und seltenen Rasse.
Sie prescht mit großen Sätzen durch Pfützen und Bäche. Ihre Augen sprühen vor Leben. Endlich ist sie das, was sie immer schon wollte - ein Hund.
Der Schlüssel zum Wandel ist Liebe.
Ich nenne nicht ihre Rasse,
sie ist zu bekannt.
Denn es ist - eine wahre Geschichte



Eingereicht am 01. Februar 2005.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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