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Kurzgeschichtenwettbewerb "Schlüsselerlebnis"

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Ein schicksalhafter Dämpfer zur rechten Zeit

©Jörg Schröder

Seit meiner Jugend bin ich an einer Epilepsie erkrankt. Eine Erkrankung, unter der schon berühmte Zeitgenossen wie z. B. Sokrates, Alexander der Große, Gajus Julius Cäsar, Vincent van Gogh litten.
Oft ist diese Krankheit auch in der heutigen Moderne der Aufgeschlossenheit und Bildung immer noch vorurteilsbehaftet. Ja, sie wird gar manchmal mit einer Geistesstörung, -erkrankung "verwechselt".
Doch Epilepsie, von der ca. 1% der deutschen Bevölkerung, also ca. 800.000 Menschen betroffen sind, stellt eine rein organische Erkrankung des Gehirns dar. Es fängt an einem erkrankten Herd im Gehirn ein sog. "Gewitter" an, welches im schlimmsten Falle zu einem großen, dem so genannten "generalisiertem Anfall" führen kann. Diesen Anfall bekommt der Betroffene nicht mit. Er stürzt dabei zu Boden und zuckt mit den Gliedmaßen, oft kommt es dabei auch zu schweren Verletzungen. Dies stellt allerdings nur eine Kurzform einer Beschreibung eines generalisierten Anfalls dar.
Eine Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie, da hierunter verschiedene Anfallsformen fallen. Diese jetzt hier alle aufzuführen, würde den Rahmen dieser kleinen Geschichte sprengen.
Nun, in meiner Jugend und auch noch als ich um die 20 Jahre alt war, akzeptierte ich diese Fallsucht nicht, wie die Epilepsie aufgrund des Fallens bei einem großen Anfall auch genannt wird, und nahm dadurch oft die hierfür notwendigen Medikamente nicht ein oder nur unregelmäßig. Die Folge waren immer wieder auftretende Anfälle ...
Eines Tages erwischte mich die Epilepsie mit ihrer geballten Kraft. Es kam, wie man mir später im Krankenhaus mitteilte, zu mehreren Anfällen hintereinander, einem lebensbedrohlichem Zustand. Im Fachchinesisch der Ärzte wird dies als so genannter "Status" bezeichnet.
Ich wachte auf der Intensivstation eines Krankenhauses nach zwei Tagen auf, nachdem man mich dort "schlafen" legte, also die Anfälle nur noch mit einer großen Menge von sehr dämpfenden Medikamenten eindämmen konnte.
Beim Aufwachen sah ich vor mir eine Uhr, in dem Moment wirkte sie auf mich etwas befremdlich ... Um mich herum sah ich lauter Fensterscheiben, die zum Teil durch leichte Jalousetten keine Sicht auf das Dahinter zuließen. Neben mir hörte ich ein, der Stimme nach zu urteilen, "männliches Röcheln. Ein Vorhang versperrte mir hier zum Glück die Sicht auf meinen Bettnachbarn.
Als ich mich noch weiter versuchte zu orientieren, kam ein Pfleger an mein Bett und erklärte mir auf Nachfrage meinerseits, dass der Notarzt mich mit einer Anfallsserie ins Krankenhaus einlieferte und ich wohl viel Glück besaß, da ich vor einer Treppe im Hausflur fiel.
Nun, als mir in meinem doch noch etwas dämmrigen Zustand auch noch erklärt wurde, dass ich zwei Tage "schlief", wurde mir die Situation, in der ich mich befand, nur umso bewusster. Mit Schrecken, wie man sich eben in einem etwas dämmrigen Zustand erschrecken kann, bemerkte ich, dass ein Loch von zwei Tagen in meiner Erinnerung klaffte ...
Meine Freundin erzählte mir später, wie sie mich dort in diesen besagten zwei Tagen fütterte und mit mir sprach, doch ich besaß hierüber keine Erinnerung mehr.
Die Ärzte "bearbeiteten" mich dermaßen, appellierten an mein Verantwortungsbewusstsein im Sinne der Epilepsie und der wichtigen regelmäßigen Einnahme der Medikamente, dass mir einiges immer klarer wurde ...
Des Weiteren machten sie mich auch darauf aufmerksam, was hätte passieren können, wenn der Anfall auf den Stufen des Treppenhauses geschehen wäre. Unmissverständlich verdeutlichten sie mir, dass ich, wenn ich weiterhin so verantwortungslos handele, irgendwann mir schwerste Kopfverletzungen zuziehe oder noch Schlimmeres passiert ...
Innerlich und später auch verbal gab ich den Ärzten Recht, zumal ich mir schon einmal eine Kopfplatzwunde bei einem der früheren Anfälle zuzog.
Seit diesem Tag, ja da nehme ich die Medikamente regelmäßig und lernte, die Epilepsie als einen Teil meines Lebens, meines Ichs zu akzeptieren und wichtiger noch: Diese auch anzunehmen.
Heutzutage weise ich auch viele Menschen daraufhin, welch wertvolles Gut unsere Gesundheit darstellt, ein Gut, was leider viele Menschen erst schätzen lernen, wenn sie erkranken. Und manch einer, so wie meine Wenigkeit, selbst im kranken Zustand noch eines Dämpfers des Schicksals bedürfen, damit sie "aufwachen" ...


Eingereicht am 25. Dezember 2004.
Herzlichen Dank an den Autor / die Autorin.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung des Autors / der Autorin.


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