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Kurzgeschichten Krimi Spannung

Belangloseste Geschichte ever

© Niko Dorn


Es war Freitag. Zwei Bekannte und ich fuhren von einer Feier nach Hause. Wir fuhren schnell, das Auto meines Bekannten war zwar alt, aber auf dem Feldweg, den wir befuhren, kamen mir selbst die etwa 60 Stundenkilometer, die später von der Polizei ermittelt wurden, sehr schnell vor. Ich saß hinten.
Wir waren nicht die einzigen, die mitten in der Nacht über diesen Feldweg rasten: vor uns tauchte plötzlich ein weiterer Wagen auf. Durch unsere verdreckte Windschutzscheibe konnte ich nicht viel erkennen außer den Rücklichtern des Wagens: das rechte leuchtete rot, das linke weiß und nur noch schwach. Was ich noch behalten habe, ist: der Wagen war extrem laut, ich vermute, er hatte keinen Auspuff oder so, ich kenn mich mit Autos nicht aus, ich habe ja nicht mal einen Führerschein! Dann war der Wagen vor uns plötzlich tot: dass der Fahrer die Lichter ausgemacht hatte, war offensichtlich und nicht beunruhigend, dass er aber gleichzeitig auch den Motor ausgemacht zu haben schien, viel mir natürlich auf: nun fuhr das Auto völlig lautlos. Wir hörten nur noch das Motorgeräusch unseres eigenen Wagens. Der Andere fuhr aber in unverminderter Geschwindigkeit weiter.
Anders dagegen mein Bekannter: der legte eine Vollbremsung hin, stieg aus und ging in das Feld. Mein zweiter Bekannter folgte ihm, ich vermutete, dass die beiden Wasser lassen wollten, was nicht stimmte. Wie ich bald feststellte, kamen die beiden nicht zurück, so dass ich ihnen folgte. Eine ganze Weile musste ich gehen, dann konnte ich sie sehen: Sie standen sich gegenüber und starrten auf eine Stelle im Boden. Ich stellte mich dazu und wollte nachschauen, was es denn da zu sehen gab. Aber da war nichts.
Ich befürchtete, meine beiden Bekannten seien wohl zu Zombies geworden und normalerweise will ich mit Zombies nichts zu tun haben, aber wir standen ja mitten im Feld, etwa 30 Kilometer von unserem Wohnort entfernt, nach Hause laufen wollte ich nicht und Auto fahren kann ich nicht, wie erwähnt. Also fragte ich die beiden, was sie denn da bitteschön machten, doch sie gaben mir keine Antwort. Stattdessen setzten sie sich in Bewegung und gaben mir einen Wink, ich sollte ihnen folgen. Was ich notgedrungen auch tat, aber meinen Unmut über diese nächtliche Wanderung machte ich deutlich.
Bald kamen wir an ein kleines Haus, vor dem ein Auto stand: das war der Wunderwagen von vorhin! Meine beiden Bekannten nahmen vor dem Haus die gleiche Stellung ein wie zuvor auf dem Feld und starrten auf einen Punkt am Boden. Ich erklärte, dass ich dieses Verhalten für ziemlich albern hielt und machte den Vorschlag, jetzt langsam nach Hause zu fahren, wir könnten ja am nächsten Tag noch mal herkommen und uns den Boden anschauen. Doch das interessierte die beiden nicht.
Es war mittlerweile sechs Uhr früh und ich wollte wirklich langsam heim.
Meine beiden Bekannten gingen nun in das Haus, ich folgte ihnen, nicht ohne mich erneut über diesen ´Scheiß´, wie ich mich ausdrückte, zu mokieren.
Das interessierte die beiden aber nicht die Bohne: so gingen wir also zu dritt in das Haus. Dort gab es nichts außer einem Mann in einem grünen Tarnanzug, der im Schneidersitz auf dem Boden saß und uns anstarrte. Auch er sagte nichts, reichte uns aber stattdessen drei grüne Tarnanzüge und bedeutete uns, dass wir diese anziehen sollten. Meinen beiden Bekannten schien das ein vernünftiger Vorschlag zu sein, sie zogen jedenfalls die Anzüge an. Ich dagegen hatte die Schnauze voll, rief per Handy die Polizei an und ganz anders als in Horrorfilmen hatte ich Netz und die Nachtschicht der Polizei hatte sich auch nicht in einen Zombie verwandelt oder so was sondern nur meine beiden Bekannten und so war der Fall schnell erledigt:
meine beiden Bekannten kamen in die Klapsmühle, der Tarnanzugmann rannte weg und die Polizei stellte bei uns dreien einen enormen Alkoholspiegel fest, konnte mir aber den Führerschein nicht entziehen, weil ich ja, wie erwähnt, keinen habe und meine beiden Bekannten waren ja jetzt eh irre.
Warum die zwei plötzlich dem Wahnsinn anheim gefallen sind, dürfen Sie mich nicht fragen: wir waren mehr oder weniger nur eine Zweck-, nämlich Fahrgemeinschaft und da war mir das eher egal, ich vermute aber, dass das was mit dem komischen Auto und dem Grünen zu tun hat.
Ich überlege, ob ich diese Geschichte, die zu den aufregendsten meines Lebens gehört, nicht als Kinderbuch rausbringen soll, weil sie so lehrreich ist.
Übrigens: etwa eine Woche später erhielt ich per sms zwei Nachrichten: sie stammten von meinen Bekannten und enthielten beide nur ein Wort: "Danke."

Eingereicht am 26. November 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.




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