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Der Wüstenjunge

© Jürgen Acker


In einer kleinen Oase lebte einst ein Wüstenjunge. Sein Vater war ein angesehener Mann, dessen Leben sich nach den alten Tradition richtete. Der Wüstenjunge mochte die Oase. Doch am liebsten war er draußen in der Wüste.
Dort hatte er einen Lieblingsplatz zu dem er oft hin ging. Der Platz lag ein Stück weit von der Oase entfernt und auch weit weg vom Weg, auf dem die Karawanen vorbei kamen.
Es waren drei große Dünen die in einem großen Dreieck angeordnet waren, hier im Dünental, zwischen den drei Dünen, saß er oft. Er beobachtete die Tiere, von denen es hier viel mehr gab als draußen in der offenen Wüste, sie kamen immer nur kurz aus dem Sand, oder zwischen den einzelnen Steinen hervor, um gleich wieder zu verschwinden. Im Dünental war es auch lange nicht so heiß wie draußen in der Wüste und der Wind wehte nur ganz leicht.
Der Wüstenjunge war oft hier zwischen den Dünen, manchmal nach dem er Ärger mit seinem Vater hatte und manchmal einfach nur zum Spielen.
Eines Tages kam eine Karawane mit Händlern in die Oase. Sie hatten bunte Stoffe mit wunderbaren Mustern dabei, Gewürzte, und Früchte die es in der Oase nicht gab. Einer hatte alle möglichen Samen dabei, von Bäumen, Sträuchern und Blumen. Der Händler hatte alle Samen ordentlich in kleine Holzboxen auf dem Tisch vor sich liegen und vor jeder Box ein gemahltes kleines Bild, das die Pflanzen zeigte, wie sie später aussehen würde. Der Wüstenjunge war von den Samen und was aus ihnen werden kann, so begeistert, dass er nach Hause lief und für sein gesamtes Geld Samen kaufte. Als ein paar Tage später sein Vater bemerkte, dass der Junge sein ganzes Geld ausgegeben hatte, fragte er ihn: " Mein Sohn, was hast du mit deinem ganzen Geld gemacht." " Ich habe mir bei einem der Händler, die mit der Karawane kamen, Samen gekauft." Antwortete der Junge. Das Gesicht des Vaters verzog
sich zu einer ernsten Minne. "Und was hast du mit den Samen gemacht." "
Ich habe sie in der Wüste vergraben." "Was, du hast dein ganzes Geld sinnlos ausgegeben um Samen zu kaufen und sie dann in der Wüste zu vergraben?" Der Vater kochte vor Wut. " Ich habe gedacht du hättest von mir gelernt, mit seinem Geld und seinem Verstand nicht sinnlos umzugehen." Und vor Wut verbot der Vater dem Jungen weiter in der Wüste zu Spielen.
Der Wüstenjunge war sehr traurig, dass er nicht mehr zu seinem Lieblingsplatz durfte, dann ärgertet er sich selbst über seine Sinnlosigkeit. Doch schnell hatte er neue Plätze zum Spielen gefunden und die drei Dünen mit dem Dünental gerieten in Vergessenheit.
Die Zeit verginge und aus dem Wüstenjungen wurde ein junger Mann, der seine erst große Liebe kennen gelernt hatte. Doch die alten Traditionen der Oase verboten es, dass sich ein Paar vor der Heirat treffen durfte. Da fielen dem jungen Mann die drei Dünen wieder ein, zwischen denen er so oft als Kind gespielt hatte und wo nie jemand hin kam. Er nahm das Mädchen und sie gingen in die Wüste hinaus. Der Junge wusste nicht ob er die Drei Dünen noch finden würde, weil die Wüste sich ständig verändert. Sie gingen in die Richtung in die er auch früher immer gegangen war, und seine Herz zeigte ihnen den Weg, nach einiger Zeit sahen sie die drei Dünen, die, obwohl im Laufe der Zeit die Wüste nicht mehr die Gleiche war, noch genauso da standen wie früher.
Als sie die erste Düne bestiegen hatten und ins Dünental hinunter schauten, trauten sie ihren Augen kaum. Im Dünental sah es aus wie in einem Paradies.
Unter den kleinen Bäumen, die gewachsen waren, standen blühende Blumen in wunderbaren Farben und in allen nur erdenklichen Formen. Der wenige Regen, der in der Wüste gefallen war, hatte sich im Dünental gesammelt und die Samen zu keimen gebracht. Die dann mit ihren Wurzeln jeden einzelnen Tropfen Wasser aufgefangen hatten, so dass sich sogar in mitten dieses grünen Paradieses ein kleiner See bilden hatte. Das junge Paar ging hinunter und verbrachte seine erste gemeinsame Nacht unter einem kleinen Baum im Gras zwischen den Blumen.
Und da, wo damals dieses junge Liebespaar seine erste Nacht verbrachte, ist heute die schönste Oase der Wüste.



Eingereicht am 12. Februar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.



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