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Kindergeschichten, Kindergeschichte, Kurzgeschichte, Kinder, Märchen, Fantasy

Anna und Sarah

© Ingrid Linnenberger


Anna hat heute Morgen keine Lust in die Schule zu gehen. Hunger hat sie auch keinen. Aber damit Mutter keine unnötigen Fragen stellt, isst sie ihr Müsli auf.
"Wenn diese blöde Kuh noch einmal eine dumme Bemerkung macht, dann sag ich das aber wirklich der Frau Schwan. Sie soll mich endlich in Ruhe lassen. Wie oft stößt sie mich einfach nur mal so am Arm oder nimmt mir den Radiergummi weg. Diese eingebildete Zicke! Ich will nicht neben ihr sitzen.
Warum sagt sie, dass sie schönere und längere Haare hat als ich? Das stimmt überhaupt nicht. Meine Haare sind genauso lange wie ihre. Vielleicht ein bisschen dünner... Gestern hat sie behauptet meine Jeanshose wäre hässlich und mein Pulli hätte eine eklige Farbe. Da hab ich sie aber angeschrieen und gesagt, sie solle sich mal anschauen.
Sie gibt immer an, wie schlau sie ist. Dabei schaut sie mir im Mathe-Unterricht jedes Mal ins Heft um abzuschreiben. Ich stell dann immer mein Mäppchen hoch, damit sie nichts sehen kann. Die ist so doof...Sie meint tatsächlich, sie hätte Chancen bei den Jungs! Das stimmt überhaupt nicht. Von der will keiner was wissen. Nur Christof ist hinter ihr her. Aber der ist genau so blöd.
Auf dem Schulhof, in der Pause, will keiner mit ihr spielen. Das ist sie selber schuld. Sie will immer alles besser wissen und spielt sich auf. Wenn es Streit gibt, dann ruft sie Schimpfwörter, die ganz schlimm sind. Ich mach das zwar auch, aber meine Schimpfwörter sind lange nicht so krass.
Ich will nicht neben ihr sitzen. Vor ein paar Tagen hat sie zu Frau Schwan gesagt, ich hätte ihr Lesebuch eingesteckt. Jeden Pieps meldet sie der Frau Schwan. Und im Verpetzen ist sie Weltmeister. Dabei hatte ich das Lesebuch aus Versehen in meinen Ranzen getan.
Lesen kann sie auch nicht. Ich konnte im Kindergarten schon lesen. Katharina und ich müssen immer lachen, wenn sie im Unterricht liest...Das hört sich zu komisch an. Sie liest so langsam, wie in Zeitlupe.
Manchmal kritzelt sie mit dem Bleistift einfach in mein Heft! Wenn ich dann sage, sie soll das ausradieren, dann lacht sie nur blöd. Ich reg mich dann jedes Mal auf! Am liebsten würde ich ihr mal eine runterhauen.
Dann hat sie mir gestern unter der Bank laufend gegen mein Bein gestoßen. Das hat richtig wehgetan. Da hab ich sie geschupst und sie ist mit dem Stuhl umgekippt. Wir haben uns halb tot gelacht! Frau Schwan sagte, ich solle ihr helfen. Das hab ich dann auch gemacht.
Ihr Arm hat ihr ein bisschen wehgetan. Und gesagt hat sie auch nichts mehr. Hätte sie mich nicht laufend gestoßen, dann hätte ich sie auch nicht geschupst. Selber schuld... Ich kann mir doch nicht alles gefallen lassen.
Sie kann aber prima turnen. Sie kann sogar Spagat. Das kann ich nicht. Vielleicht sollte ich mal in Ruhe mit ihr reden? Ich werde in der Pause zu ihr gehen und mit ihr über den Hof spazieren..."
Ein Lächeln huscht über Annas Gesicht und, sie packt ihre Sachen, gibt ihrer Mutter einen Kuss und verlässt das Haus.



Eingereicht am 23. Februar 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.



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