www.online-roman.de       www.ronald-henss-verlag.de
Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Springrot, Heupferdchengrün

Von Anatufila


An einem heißen Sommertag, die Wiese lag in mittäglichem Dämmerschlaf, rutschte Springrot aus dem Klatschmohn. Es wusste selber nicht, wie ihm geschah. Anscheinend hatte es geträumt und sich so vom Blatt gelöst. Hilflos blickte es vom Erdboden zur hohen Mohnblüte hinauf. "Ah, Klatschmohn", seufzte es, "da stehst du nun auf deinem schlängeligen Stängel, mit drei roten und einem weißen Blütenblatt." Klatschmohn merkte nichts davon. Springrot versuchte hoch zu krabbeln, glitt aber immer wieder hinab. "Heckeckeckeckereck", kicherte da ein Heupferdchen, das sich dem farblosen Mohn und dem roten Zappelphilipp am Boden haushoch überlegen fühlte. Dabei sprang der Hüpfer zwischen Gräsern hin und her und konnte sich vor Lachen kaum halten. "Das ist empörend!", brummte etwas auf Heupferdchens Rücken. Und schon plumpste das Heupferdchengrün, sich vom Tierchen trennend, neben Springrot auf den Boden. Heupferdchen verstummte, blickte an sich entlang, erkannte, dass es nun selber durch und durch weiß war und hopste beschämt davon. "Den sind wir los", meinte das Grün zum Rot. "Steig auf!", befahl es, rückte dabei noch ein bisschen näher heran und bückte sich, um Springrot leichter aufsitzen zu lassen. Dem Rot, das sonst niemanden mehr auf der Welt hatte, blieb nichts anderes übrig, und so lernte es reiten. Bald schon galoppierte es mit Heupferdchengrün über Wiese und Feld. So übermütig waren sie, dass sie nicht auf die Zeit achteten. Es war später Abend, als sie bemerkten, wie dunkel es wurde. Da die Welt so fremd und bedrohlich erschien, duckten sie sich eng aneinander geschmiegt in ein Erdloch. Natürlich schliefen sie nicht fest, sondern schreckten bei jedem Geräusch auf. Mitten in der Nacht sah Springrot zum Himmel. Dort glänzten die Sterne. "Ohhhhh!", sagte es und auch Heupferdchengrün blickte zum Himmel und staunte. So etwas Schönes hatten sie noch nie gesehen. "Komm, lass uns dahin gehen", sagte das Grün. Springrot saß wieder auf und im langsamen Trab ging es los. Sie ritten und liefen und liefen und ritten, kamen aber nicht näher heran. Schließlich erreichten sie das Ufer eines Tümpels. Der lag ganz still. und die Sterne spiegelten sich im Wasser. "Schau mal!", rief Heupferdchengrün. Mutig ritt es mit Springrot in den Tümpel hinein. So kamen sie zum Sternengelb und waren sehr glücklich miteinander. Wasserklar kringelte sich, denn es kitzelte ein bisschen, als Heupferdchengrün und Springrot durch es hindurch trabten. Aber es war tolerant, freute sich über jeden bunten Besuch und lag bald wieder still da.



»»» Kurzgeschichten Alltag «««
»»» Kurzgeschichten: Überblick, Gesamtverzeichnis «««
»»» Kurzgeschichten und Gedichte «««

Ein kunterbunter Blog-Mix
»»» Kindergeschichten «««
»»» Ostergeschichten «««
»»» Ostergedichte «««
»»» Adventskalendergeschichten «««
»»» Adventskalendergeschichten «««
»»» Dudweiler «««
»»» Halde Lydia «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Gedichte «««
»»» Kurzgeschichten «««
»»» Krimis «««

»»» HOME PAGE «««