Wenn Winde leise Äste wiegen,
des Baumes Krone niederbiegen,
dunkle Schleier sich bald senken,
und der Welt die Stille schenken,
ist die Nacht zurück gekehrt,
von Schatten reich und unversehrt,
schaut sie sachten Blickes nieder,
und gibt der Welt die Ängste wieder.
Diese kommen erst recht klein,
durch's geschlossne Fenster ein,
wo sie finden, ohne mühen,
ein banges Herz um zu erblühen.
Des herzens Pochen wird nun lauter,
auf jeden Windhauch folgt ein schauder,
jeder Schatten hat jetzt Augen,
die einen um den Mut berauben.
Jedes Rascheln, jedes Knarren,
lässt dies' Herz in Angst verharren,
lässt den Atem stille liegen,
zu lauschen wo das Knarrn' geblieben.
"Am besten sich jetzt nicht mehr rühren,
dies' könnt ja zu Schlimmren' führen!",
denkt das bange Herz nun leis,
da es keinen Ausweg weiß.
Ein großer Schatten scheint zu wandern,
von der einen Wand zur Andern,
scheint dabei die Angst zu riechen,
und auf's Bettchen zu zukriechen.
Die Augen schließt das Herz nun gern,
denkt:"Seh' ich's nicht, so bleibts mir fern!",
so liegt es da noch bis zum Morgen,
dort kennt es weder Furcht noch Sorgen,
sagt Mancher auch es sei bemessen,
doch alle Ängste sind vergessen.
So lachte es am Morgen nur:
"Ach wie die Dummheit mich befuhr!".
Doch banges Herz, sei wohl bedacht,
heut Abend folgt die nächste Nacht!