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Gedicht Gedichte Lyrik Poesie

Bom dia, Portugal

© Ulrich Rakoún

Portugal -
Ich liebe die Seele deines Volkes,
die heiter und doch so traurig zugleich
mir in ins Gesicht blickt.
Zerbrechen sollen an diesem Felsen der Heiterkeit und der Traurigkeit
alle meine Wünsche und Träume.
Hinweg gespült werden meine Gedanken an dich mit den Wogen des
ewig brausenden Meeres und ganz leicht mich fühlend, wie du mein Volk,
wie die Möwe,
die ihre letzten Runden hoch über der steilen Felsenküste kreisend,
sich von der nach allen Seiten ziehenden Kraft des Windes treiben lässt,
mal nach oben,
dann nach unten gleitend,
bis sie ganz am weiten Himmel verschwindet,
will auch ich mein Leben der Urkraft des Windes anvertrauen.
Wenn die Möwe noch einmal von oben herab auf die Ufer
zurücksehen wird
an dem meine Seele,
immer noch auf Erlösung wartend,
in den Himmel schaut,
wird sie befreit sein
von aller Heiterkeit und Traurigkeit
und sich in einem anderen, fernen Land befinden.
In Brasilien vielleicht,
fragen Sie mich,
wo man deine Sprache spricht?
Nein hoch über dem weißen Wolkenzelt,
das deinen blauen Himmel überspannt.
Das Lied der Möwe erzählt mir
von einem nicht allzu großen,
nicht wirklich fernen Land
am blauen Meer.
„Möwe, halt an,
denn ich versteh deine Worte nun nicht mehr.“
Mit der schäumenden Gischt an deinem blank gewetzten Schnabel
kehrst du wieder zurück,
fliegst weit hinter den Horizont,
bis hoch übers Firmament.
„Möwe, nimm meine Seele mit und vergiss mich nicht“,
ruf ich vom Strand ihr noch nach
in den Himmel hinauf,
und obwohl
der Vogel schon lange auf- und davongeflogen ist,
träume ich meine
noch nicht geborenen
oder immer schon ungeborenen Träume
ununterbrochen weiter in einen azurblauen Himmel hinein
und zerbreche dabei innerlich,
mal gewollt und dann wieder nicht gewollt,
ohne dich jemals kränken zu wollen
mein liebes Portugal,
gerade so sehr und auch nicht mehr
als ein Menschenherz
hier unten ertragen kann,
mal an deiner Heiterkeit,
ein anderes Mal
aber an deiner Traurigkeit.

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Eingereicht am 22.Mai 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise,
bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.