Reflex
Wenig zählt Wahrheit,
vieles ist nichtig,
schließt man die Augen,
sieht man es richtig.
So dachte ich eben,
als gegen acht
ich mitten im dösen
aufgewacht.
Trat dann mit Füßen
diese Erkenntnis,
wollte sehen, genießen,
erkennen, was Trend ist.
Die Kirchturmuhr schlug,
es war wie ein Gong,
in der Ferne ein Zug:
ich stand auf’m Balkon.
Dann hörte ich
die Bremsen kreischen,
sah paniklich
Passanten weichen.
Alles schrie nun Ach und Jeh,
dabei war’s nur ein VW.
Der sagte nix und stand jetzt stille,
wahrscheinlich war’s des Fahrers Wille.
Man schielte stumm – ich auch, genau!
Wer stieg da aus? Na klar – ne Frau.
Ehe ich noch viel erzähle:
die da ausstieg, war Gabriele.
Ich schielte noch immer
und konnt’s nicht begreifen.
Das tut doch weh –die armen Reifen!
Noch lächle ich eitel, voll Spott meine Miene –
da öffnet sich die Fahrerkabine.
Vor Staunen starr sind meine Glieder,
denn auf der Straße steht jetzt Dieter.
Mein Grinsen verzieht sich,
liegt diagonal.
Was hab ich gesehen?
Schließ die Augen noch mal.
Bin wieder am Anfang
und seh’s jetzt genau:
So hält nur ein Mann
und niemals ‘ne Frau!
Ach ja - die Moral von der Geschicht‘:
Beschiele keine Leute nicht!