www.online-roman.de


  Gedichte Lyrik     Lyrix Poesie  



Auszug

Angelika Lantermann


Kisten im Flur, das Zimmer mit Kartons voll
"He, kann mir mal einer sagen, wohin das hier soll?"
Im Moment sieht es hier wirklich chaotisch aus
Ein letztes Mal, denn unser Großer zieht aus.

Die Haare wie vom Sturm zerzaust, der Schweiß rinnt
Heute muss ich Dich loslassen - Dich mein erwachsenes Kind.
Voller Liebe betrachte ich aus der Ferne Dein Gesicht
Ein Stich durchfährt mein Herz, zum Glück merkst Du es nicht.

Einmal musste dieser Tag ja kommen -
Ich weiß noch, wie ich Dich zum ersten Mal in die Arme genommen.
Dein erster Zahn, - und Du hast immer gern gelacht
Schon früh Deine ersten Schritte gemacht.

"Mom, wo ist die Verlängerungsschnur und mein Lautsprecher hin?"
Plötzlich kommt mir die Gegenwart wieder in den Sinn.
Gemeinsam suchen wir die letzten Sachen zusammen
Deine Narbe am Knie fällt mir auf und auch sonstige Schrammen.

Du hast uns viel Freude und auch Kummer gemacht.
Krankheiten, Dein Motorradunfall manche durchzechte Nacht
Doch, Du hast mir viele dunkle Stunden erhellt
Und Du wusstest, trotz aller Kümmernisse, worauf es ankommt, was zählt.

"Hallo, aufwachen - hast du meine blaue Levis gesehen?"
Ich habe sie gewaschen und muss in den Waschkeller gehen.
T-Shirt, Boxershorts, ein Loch im neuen Pullover, soll man`s glauben
Ungewollt - und doch angekündigt schießen Tränen in meine Augen

Da stehe ich den Pullover in den Händen und fange an zu weinen.
Dein Fortgehen macht mir nichts aus, wie kann ich das nur meinen.
Obwohl ich doch weiß, Du wirst Deinen Weg gehen
Dein Studium anpacken, Dein Mädchen lieben und hast Freunde, die zu Dir stehen.

Für Deinen Vater und mich wird ein neuer Lebensabschnitt beginnen
Wir werden uns wieder mehr auf unsere Gemeinsamkeiten besinnen.

Ich wische die Tränen fort, ich möchte es Dir nicht schwerer machen
Ich sammle die Socken auf - und den Rest Deiner Sachen.

Im Treppenhaus steht Dein Bruder und wirft Dir Dein Kissen
Nicht nur Deine Eltern, auch er wird Dich vermissen.
Du wirst uns fehlen, selbst Deine Macken und Unzulänglichkeiten
Wir werden es lernen - zu dritt zu streiten.

Doch nun Schluss mit dem Trübsinn auch ich freue mich
Über Deine Studentenbude, Deine Selbstständigkeit und über Dich
Genieße Deine Freiheit - Du wirst Deinen Weg gehen
Wir werden lernen, Dich loszulassen und doch zu Dir stehen.




»»» Weitere Gedichte «««

»»» HOME PAGE Kurzgeschichten«««



Eingereicht am 17. Februar 2005.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.