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Kurzgeschichte Kurzgeschichten

Und plötzlich ist alles anders

© Sabine Rohm


Amelie Rosell, stand zitternd hinter der Leitplanke. Vom Himmel fielen dicke Schneeflocken. Bevor sie zu Boden fielen wirbelten sie durch die Luft, wie wilde Kinder bei einem selbst erdachten Spiel. Einige der Flocken hatten ein bestimmtes Ziel. Sie legten sich sanft auf Amelies Haar und ließen sie scheinbar ergrauen. Abgesehen von ihren weißen Haaren und ihrer durchnässten Kleidung fühlte sich Amelie, trotz ihrer fünfunddreißig Jahre, steinalt.
Sie hatte für ihren ersten Arbeitstag ein helles Kostüm und einen leichten, dunklen Mantel aus dem Schrank gekramt. Die dünnen, hochhackigen, unbequemen und gut aussehenden Schuhe verstärkten momentan nur die Kälte. Amelie hatte vorgehabt sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Mittlerweile sah sie aus wie ein armseliges kleines Mütterchen.
Sie seufzte. Das hatte sie nun davon. Ihr Wagen war mitten auf der Autobahn zu der Überzeugung gelangt, hier und jetzt eine Verschnaufpause einlegen zu wollen. Amelie würde zu spät kommen und es schneite als ob Frau Holle plötzlich verrückt geworden wäre. Amelie blinzelte in den Himmel, sah spielende Kinder und Frau Holle, wie sie wutentbrannt ihre Federbetten aus dem Fenster warf. Mittlerweile war auch das Akku ihres Handys leer. Wahrscheinlich würde sie heute den Job nicht nur beginnen, sondern auch direkt wieder verlieren. Es war eisig kalt und der Verkehr rauschte ohne Unterbrechung an Amelie vorbei. Ohne Unterlass, scheuchten gesichtslose Fahrzeuge die Fahrbahn entlang.
Kein Wunder, dass Frau Holle durchdrehte. Jeder Mensch dachte nur noch an sich. Vor einer Stunde hatte Amelie den Pannendienst gerufen. Eine beruhigende Stimme hatte ihr vermittelt irgendeinen Engel zu ihr zu schicken. An Engel hatte Amelie noch nie geglaubt und jetzt hatte sie endlich Gewissheit. Es gibt keine Engel!
Amelie griff mit einer energischen Handbewegung durch ihre kurzen dunklen Haare, fegte die Schneeflocken beiseite, kletterte über die Leitplanke und stieg in ihr ohnmächtig gewordenes Auto ein.
Sie hatte keine Lust, wegen irgendwelcher Straßenverkehrsordnungen zu erfrieren. Amelie öffnete das Seitenfenster einen Spalt und zündete sich eine Zigarette an. Sollte sie in dieser Situation jemand über den Haufen fahren, sie würde leicht identifiziert werden können. Eine erfrorene Frau, irgendwo gefunden in der Walachei, lange nach ihrer Flucht vor der Monotonie ihrer Mitmenschen würde da schon problematischer werden.
Wie war sie überhaupt in diese Situation hinein geraten? Amelie lehnte sich in ihren Sitz zurück, zog an der Zigarette und überlegte.
Angefangen hatte es in ihrer Badewanne… Damals, vor fünf Jahren.
Es war ein kalter Sonntag im Winter gewesen. Amelie und ihr drei Jahre jüngerer Lebensgefährte Jan Roberts, hatten diesen ungemütlichen Tag genutzt gemeinsam zu baden und einfach nichts zu tun.
Graupelschauer schmetterten gegen die Fenster. Der Wind stürmte um die Häuser, als wenn er ihnen die Dächer wegreißen wollte.
Jan las intensiv in einer Autozeitschrift, während Amelie in der Samstagszeitung durch die Seiten der Stellenangebote blätterte. Seit langer Zeit lenkte sie nur ein Gedanke. Selbstständig sein mit einem eigenen Geschäft.
In Jan hatte sie einen Menschen gefunden der genauso dachte.
"Hey, Jan, rief Amelie plötzlich. Hier habe ich was."
Sie hielt ihm die durchgeweichte Zeitungsseite vor die Augen und sah ihn gespannt an.
Jan wischte sich die Schweißperlen von seinem Gesicht, blickte auf die Annonce und las: Wir sind eine weltweit führend Mineralölgesellschaft. Zur Vervollständigung unseres durchdachten Servicenetzes suchen wir Sie!Selbständige, dynamische Partner. Als eigenständige Pächter, für eine unserer Tankstellen der erfolgreichen Albatross AG. Wir suchen kreative, motivierte Menschen die durch ihre Initiative dazu beitragen werden, gemeinsam mit uns die Zukunft zu sichern. Voraussetzung sind Verantwortungsbewusstsein, Technische Kenntnisse, Flexibilität, Grundkapital und der Wille zum Erfolg. Bei Interesse wenden sie sich mit ihren vollständigen Bewerbunterlagen an folgende Adresse.
Eine Anschrift in unmittelbarer Nähe wurde genannt.
Mit dieser Reaktion hatte Amelie nicht gerechnet. Jedenfalls sprang Jan aus der Badewanne und jubelte: "Das machen wir! Ich werde direkt morgen dort hingehen und unsere Unterlagen einreichen. Eine Tankstelle! Das ist genau das Richtige. Ich werde die Werkstatt aufbauen, eine Goldgrube daraus machen und du kümmerst dich um den kaufmännischen Bereich."
"Das Wort Grundkapital macht mich nur ein bisschen stutzig" sagte Amelie. Sie saß immer noch in der inzwischen ziemlich entleerten Badewanne.
"Ohne Geld geht gar nichts. Das war uns doch klar. Unser Gespartes muss eingesetzt werden. So oder so."
Er zog sich den Bademantel über und lief ins Wohnzimmer.
Während Jan bereits ihre jeweiligen Papiere zusammen suchte und die Bewerbung schrieb, wischte Amelie das übergeschwappte Badewasser auf.
Als Amelie am nächsten Abend von der Arbeit kam, saß Jan am Esstisch, hatte ein tolles Menü vorbereitet und eine Flasche Sekt geöffnet. Er reichte ihr ein Glas, gab ihr einen Kuss und lächelte sein umwerfendes Lächeln.
Sein Lächeln. Auf Ewigkeiten hätte sie darin versinken können.
"Ich denke, wir haben Glück. Der zuständige Bezirksleiter war ganz überrascht, dass bereits am nächsten Tag jemand mit den kompletten Unterlagen zu ihnen kam. Jetzt heißt es abwarten. Ich werde meine Schule sofort schmeißen wenn es soweit ist. Was ist mit dir?"
Klein, schmal und stark stand sie vor ihm, lächelte zurück nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas: "Ob Du es glaubst oder nicht, mein Engel. Eines ist Fakt. Wir sind total übergeschnappt und wahnsinnig. Entweder wir schaffen es, oder leben irgendwann unter einer Brücke. Ich habe heute gekündigt."
Jan nahm Amelie in die Arme. Beide hatten Tränen in den Augen.
"Hey, du Wahnsinnsweib." Jan streichelte sanft über Amelies Gesicht. "Wir werden es schaffen! Gemeinsam sind wir stark."
Und tatsächlich. Nur wenige Tage später bekam Jan einen Anruf der Firma Albatross, mit der Bitte um ein persönliches Gespräch. Sie einigten sich auf den nächsten Dienstag 17.00 Uhr. Wie vereinbart betraten Amelie und Jan an jenem Tag die imposante Eingangshalle der Mineralölgesellschaft. Nach nur drei Minuten Wartezeit wurden sie von einer netten Dame in ein Büro gebeten, das kurz danach auch der zuständige Bezirksleiter betrat. Mit gewinnendem Lächeln schüttelte er ihnen die Hände.
"Marius Donelli, mein Name. Frau Rosell, Herr Roberts, schön sie zu sehen. Bitte, nehmen sie doch Platz."
Er deutete auf eine erlesene Sitzgruppe und sie setzten sich in weiche, schwarzweiß gemusterte Sessel. Die nette Dame schneite wortlos herein.
"Darf ich ihnen einen Kaffe anbieten?" fragte Herr Donelli.
"Nein, vielen Dank." antworteten Amelie und Jan fast gleichzeitig. Sie waren hier um Fakten zu hören. Entscheidungen zu treffen für ihr künftiges Leben.
Die nette Dame verließ beinahe lautlos den Raum. Das ist es was ich hasse, dachte Amelie. Sklavin sein zu müssen für irgendeinen Goldkettchen behangenen Macho. Sie begutachtete Herrn Donelli unauffällig, der bereits die Papiere auf dem glänzend polierten Tisch ausgebreitet hatte.
Kein einziges Goldkettchen. Er schien sogar ganz menschlich zu sein. Anfang vierzig, blond und einem Ehering am passenden Finger.
Der Vertrag wurde von Jan unterschrieben, Amelie zur theoretischen Angestellten erklärt und das Schicksal nahm seinen Lauf. Nachdem Jans Bausparvertrag als Sicherheit abgegeben worden war, durften sich Amelie und Jan eine Tankstelle in der Nähre ihres Wohnortes ansehen. Derzeitig angestellte Mitarbeiter zu übernehmen, gingen bereits auf ihre eigene Kappe.
Die finanzielle Seite war auch geregelt worden. Die letzte Bank, die bereit war für eine Tankstelle einen Kredit einzuräumen, verlangte das allerletzte Hemd. Amelie leistete eine Bürgschaft über 25.000 Euro, hinterlegte ihre Lebensversicherung und Jans zweiter Bausparvertrag auf den Amelie ihr Gespartes eingezahlt hatte, wurde auch noch benötigt.
Sie waren nackt. Aber sie hatten eines: Sich gemeinsam und ihren Ehrgeiz.
Das Geschäft war, wie sich im Nachhinein herausstellte, sehr heruntergewirtschaftet. Viele Kunden waren zu Stationen in der Umgebung abgewandert und Großkunden gab es seit Ewigkeiten nicht mehr.
Sie sahen die Situation als Herausforderung an. Jan machte es einen Heidenspaß die Werkstatt aufzubauen und jedem Kunden der sich zu ihnen verirrte, ohne Unterlass seinen Service anzubieten. Darf ich Ihnen den Ölstand kontrollieren, Frostschutz und Reifendruck prüfen? Es tat gut, die positiven Reaktionen der Kunden zu sehen. Monate vergingen und der Service und die Freundlichkeit machten sich langsam bezahlt.
Amelie stand derweil im Geschäft an der Kasse, wischte die Regale, säuberte die Toiletten, kümmerte sich um den Einkauf und bereitete die Buchhaltung vor. Immer mit einem offenen Ohr für die Kunden. Viele fanden es einfach klasse, sich ihre Sorgen bei Amelie abladen zu können. An unzähligen Tagen stand sie sechzehn Stunden lang hinter dem Tresen. Kassierer waren teuer und abgesehen davon wollten sie es aus eigener Kraft packen. Eines Abends hatte sie eine Differenz in ihrem Wechselgeld und erwischte sich dabei wie sie eins und eins, mit dem Taschenrechner zusammen zählte.
Amelie saß immer noch in ihrem Auto und wartete auf den Pannendienst. Sie zündete sich die nächste Zigarette an.
"Tja, mein Guter, so war das damals. Und es ging sogar zum Positiven weiter. Durch unseren Service bekamen wir eine große Spedition als Kunden, Kassierer wurden eingestellt, ich widmete mich der Wagenpflege und konnte dadurch einen neuen Kundenstamm aufbauen. So vergingen vier Jahre."
"Tja, bis der Absturz kam. Ha, ha, das war was."
Sie schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad.
"Albatross versuchte eine ihrer Bohrinseln öffentlich in der Nordsee zu versenken. Wir wurden von Umweltschützern boykottiert, der Umsatz ging rapide nach unten. Die Schaufensterscheiben wurden dreimal hintereinander mit Steinen beworfen und zerschmettert. Selbstverständlich waren wir beim ersten Mal unterversichert, da die Glasfläche vom damaligen Versicherungsvertreter falsch ausgemessen worden war. Die Tankstelle wurde kurz danach an eine No Name Gesellschaft verkauft, das komplette Gelände wurde umgebaut und die Kunden blieben verständlicherweise aus.
Ach nein, "No Name", sagten damals viele Menschen, mute ich mein Auto nicht zu. Wir tanken seit dreißig Jahren Albatross. Tut mir schrecklich Leid.
Die Unkosten liefen natürlich weiter. Und wessen Geld ging dabei drauf?
Na, auch wenn du ohnmächtig bist. Du kommst drauf. Genau! Unseres.
Aber das war noch nicht alles. Das Finale kam kurz danach."
Amelie lehnte sich wieder in ihren Sitz zurück. Seit Wochen versuchte sie das letzte Jahr aus ihren Gedanken zu verbannen und siehe da, kaum hatte sie keine Ablenkung, schon überfluteten sie die Erinnerungen.
Es war vor fast elf Monaten. Amelie hatte eine Kassiererin gesucht und sich für eine junge, verheiratete Frau und Mutter von zwei Kindern entschieden. Eine nette, aufgeschlossene Person. Jasmine Keller. Bisher hatte sich noch niemand so aufnahmebereit und einsatzfreudig gezeigt. Jan mochte Frau Keller nicht. Amelie störte sich nicht daran und lernte sie bis ins Detail an. Schließlich dachte sie daran, mit Jan endlich auch wieder einmal Urlaub machen zu können. Irgendwann spät abends bekam Amelie einen Anruf. Sie war bereits zu Hause und hatte Essen vorbereitet das langsam verkochte.
"Hallo Amelie, was macht das Leben?"
"Ach, Holger, schön, dass du anrufst aber, haben wir uns nicht eben erst im Geschäft gesehen? Was ist passiert? Erzähl, was hast du auf dem Herzen."
"Ist Jan zu Hause?"
"Äh, nein. Er kommt in letzter Zeit immer sehr spät. Warum fragst du?"
"Ich kann es nicht mehr mit ansehen! Du wirst von allen Seiten belogen und niemand hat den Mut dir die Wahrheit zu sagen."
"Was meinst du?"
"Amelie, mal ehrlich. Wo ist Jan um diese Zeit? Wir haben 22.45 Uhr."
"Tja, keine Ahnung. Ich hab um kurz vor zehn angerufen und der Abendkassierer sagte mir, dass Jan noch zu irgendeinem Schrottplatz musste um Teile zu holen. Ihn selber habe ich nicht erreichen können.
"Und du glaubst das alles, Amelie?"
"Ich weiß nicht. Ich hab noch keine Zeit gehabt darüber nachzudenken."
"Okay, seufzte Holger am anderen Ende, ich sag dir jetzt etwas. Du bist eine gut aussehende junge Frau. Nicht nur das. Du bist intelligent, du hast die Gabe auf Menschen einzugehen. Du bist stark! Du, du…"
Amelie unterbrach ihn: "Holger bitte, was willst du sagen?"
"Nun gut." Er holte tief Luft. "Ich nenne nur zwei Namen. Jan und Jasmine."
"Nein! Das ist nicht wahr. Jan mag diese Frau überhaupt nicht." Amelie griff sich an die Stirn. Plötzlich lebte sie wieder. Wie ein Kurzfilm liefen die letzten Wochen vor ihr ab. Vieles passte. Oh, verdammt!
"Scheiße! Scheiße, scheiße. Seit wann?" flüsterte sie.
"Seit ungefähr einem Monat. Es tut mir Leid. Jeder hat es mitbekommen, nur du leider nicht. Mir ist es gleich, wie Jan mir drohen möchte. So geht es jedenfalls nicht weiter. Dafür bist du ein viel zu wertvoller Mensch."
Amelie wurde es schwindelig. Sie hielt sich an der Sofakante fest.
"Holger, ich, ich muss nachdenken. Ich danke dir."
"Mh, kann ich verstehen. Wenn was ist, ruf mich bitte an. Jederzeit."
Nachdem Amelie aufgelegt hatte, saß sie unglaublich lange Minuten und fühlte überhaupt nichts. Nur die Namen, "Jan" und "Jasmine" drehten sich in ihrem Kopf wie ein Kinderkreisel.
Jan kam nicht nach Hause. Amelie saß sie die ganze Nacht auf dem Sofa und grübelte. Hatten sie sich auseinander gelebt? Wie ein Roboter, setzte sie sich morgens um halb sechs in Bewegung um das Geschäft zu öffnen.
Jan erschien um halb zwölf.
"Amelie, ich muss dir was sagen." Er schien sehr kleinlaut.
"Du brauchst mir nichts zu sagen, ich weiß es schon, fauchte sie zurück. Deine Sachen stehen heute Abend vor der Tür und Jasmine ist gefeuert."
"Du kannst mich nicht aus der Wohnung werfen. Wo soll ich denn hin?"
"Geh dahin, wo du die letzte Nacht verbracht hast."
"Amelie, bitte. Es war gestern das erste Mal, glaube mir. Nur, ich komme nur nicht dagegen an. Ich habe mich unsterblich in Jasmine verliebt."
"Wie oft ihr bereits zusammen wart interessiert mich einen Dreck!" Sie zitterte am ganzen Körper und Tränen liefen über ihre Wangen.
Warum hatte sie trotzdem Mitleid mit ihm? Warum musste sie so reagieren?
Auch Jasmine Keller wurde von ihrem Mann vor die Türe gesetzt. Er würde sich alleine um die Kinder kümmern. Da weder Jan noch Jasmine Möbel hatten, zogen sie kurzerhand in die Tankstelle ein. Ohne Angst sich lächerlich zu machen. Sie brauchten nicht viel. Eine große Luftmatratze, die sie in den Personalraum legten reichte ihnen. Sie hatten ja sich. Als Mitarbeiterin hatte Amelie, Jasmine entlassen, als neue Frau Jans kam sie zurück. Sich ihrer selbst völlig sicher. Amelie hatte keine Kraft mehr sich zu wehren. Nun hatte sie das junge Glück täglich vor Augen und musste aufpassen nicht daran zu zerbrechen. Jasmine hatte Lust zu spielen. Zu spielen, mit den Gefühlen anderer Menschen und sie hatte ein Ziel. Sie wollte hier das Sagen haben. Acht Monate lebten sie praktisch zu Dritt unter einem Firmendach. Amelie war zu ihrer eigenen Gefangenen geworden und es kam wie es kommen musste. Das Geld auf ihrem Konto reichte nicht den gelieferten Sprit zu bezahlen. Bereits einige Stunden später, standen die obersten Bosse der Gesellschaft auf der Matte. Herrn Donelli gab es durch den Wechsel leider nicht mehr und somit traf Amelie auf Herren die nichts von ihnen wussten. Jasmine Keller wurde ihnen von Jan als seine Frau vorgestellt und für die großen Bosse gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder wurde der Laden jetzt dicht gemacht und Jans und Amelies Sicherheiten waren futsch, oder es wurde an irgendetwas gespart und das Geschäft lief weiter. Es war schließlich das Gehalt der teuersten Angestellten das eingespart werden sollte. Mit anderen Worten, Amelie konnte gehen. Ihre Bürgschaft und Sicherheiten blieben zwar hinterlegt, nur angegriffen würden sie noch nicht werden. Solange, wie das neue Liebes - und Geschäftspaar seine Sache ordentlich machte. Ein großes Risiko für Amelie, doch sie konnte die beiden nicht mehr ertragen. Dann lieber aufgeben und auf Wunder hoffen. Sie mochte sich nicht mehr quälen lassen. Jan erteilte Amelie auf Anraten Jasmines Hausverbot und sie kommunizierten von da an nur noch über Anwälte miteinander.
Warum hatte es soweit kommen müssen? Warum entsteht unnötiger Hass?
Jemand klopfte an Amelies Fenster und sie schrak aus ihren Gedanken. Der Herr vom Pannendienst. Auch Frau Holle hatte sich wieder etwas beruhigt.
"Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber heute ist die Hölle los."
"Kein Problem, ich habe die Zeit genutzt." Sie lächelte.
Der junge Mann sah sie etwas zweifelnd an, öffnete aber bereits die Motorhaube.
"So, dann wollen wir mal sehen. Wissen sie, irgendwann werde ich mich selbständig machen. Der Job hier ist ganz schön nervenaufreibend."
Amelie blickte in den Himmel und schwieg.

Eingereicht am 15. März 2006.
Herzlichen Dank an die Autorin / den Autor.
Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin / des Autors.


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