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Keiner sagt ja

©  Robert Kenius


Es ist leicht einzusehen, dass für die Erzeugung eines Schweinefilets soviel Kilogramm Nahrungsmittel verfüttert werden, wie nötig sind, um ein Kind in Afrika bis zum zweiten Lebensjahr zu ernähren. Andererseits sterben dort in manchen Jahren so viele Kinder vor Erreichen dieses Alters an Hunger, wie Mastschweine in Europa auf den Markt kommen.
Heißt das also, dass derjenige, der zum Beispiel Schweinefilet isst, in Wirklichkeit ein afrikanisches Kind verspeist?
Egal, wem wir die Frage auch stellten, die Antwort lautet immer: "Nein."
Der Metzger sagt:
Wer Fleisch isst, ist doch kein Kannibale. Schon die Bibel beschreibt, wie Tiere geschlachtet, geopfert und gegessen werden.
Der Bauer sagt:
Ich füttere die Schweine nicht mit Brot. Was Schweine fressen, würde ich meinen Kindern nicht vorsetzen.
Der Schweinekraftfutterlieferant sagt:
Woraus dieses Futter gemacht wird, ich bin froh, dass Kinder, auch solche in Afrika, das nicht zu essen brauchen.
Der Großreeder und Futtermittel-Importeur teilt uns folgendes mit:
Wir kaufen dieses Futter nicht von Leuten, die verhungern.
Der Aufkäufer und Exporteur von Sojaschrot in einem Land in Afrika ist etwas ungehalten über die seltsame Frage, und sagt, bevor er den Hörer auflegt:
Dieses Land braucht Devisen. Darum exportiere ich.
Der Bauer in diesem Land in Afrika würde sagen:
Meine Kinder hungern, wenn ich die Sojabohnen nicht verkaufe.
Die Kinder dieses Bauern sagen bestimmt:
Wir sind froh, dass unser Vater Land besitzt und etwas verkaufen kann, sonst hätten wir kein Geld.
Die anderen Kinder sagen nichts. Sie haben Hunger, weil ihre Väter kein Land besitzen, sondern nur Vieh, das sie immer schlechter verkaufen können, weil die Leute in ihrer Hauptstadt lieber Gefrierfleisch essen, das billig aus Europa importiert wird, zur Stützung der Fleischpreise in der Europäischen Gemeinschaft, damit die Schweinebauern dort zum garantieren Mindestpreis pro Kilo ihre Schweine verkaufen können.
Die Väter, die kein Land besitzen, können nur Vieh verkaufen; denn in Afrika können teils auch Bauern ohne Land - man nennt sie Nomaden - noch Vieh züchten, in Gegenden, wo kein Getreide wächst, die Mütter haben aber, solange die Väter kein Vieh verkaufen können, auch kein Geld, womit sie Getreide kaufen könnten, damit ihre Kinder etwas anderes als Fleisch zu Essen haben.
Und das Getreide wird immer teuer, weil es sich für diejenigen, die fruchtbares Land besitzen, nicht mehr lohnt, Getreide anzubauen; denn Sojabohnen bringen mehr ein, weil die Exportgesellschaft sie gegen Devisen nach Europa verkaufen kann, wo sie damit Schweine mästen.
Die Regierung in jenem Land in Afrika sagt:
Es muss etwas für die Entwicklung der Leute getan werden.
Der Außenminister sagt bei seiner Ankunft in Berlin:
Wir brauchen die Unterstützung der reichen Länder.
Der Entwicklungshilfeminister lädt den Außenminister zum Abendessen ein; er sagt in einem Trinkspruch:
Sie können sicher sein, ich werden auch in Zukunft alles dafür tun, dass unsere Finanzhilfe nicht noch weiter gekürzt wird.
Der Kanzler bestimmt die Richtlinien der Politik und sagt immer, wobei er versucht, sich das Sacco zuzuknöpfen:
Wir müssen auch hier neue Prioritäten setzen.
Der Landesbischof sagt am Morgen:
Wir spenden heute, bitte möglichst viel, gegen den Hunger in Afrika. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Der Kellner sagt am Abend:
Schweinefilet nach Art des Hauses, Guten Appetit, meine Herrn.
Die Herren sagen:
Zum Wohlsein.
Der Bischof sagt:
Dem Herrn sei Dank für Speis und Trank.



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