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Die Jagd

©  Thomas Exeler

Es geschieht an jenem Ort auf der Welt, an dem die Sonne besonders heiß auf die weiten Flächen der Savannen scheint und ihr tägliches Treiben & Tollen gut beobachten kann. Der Schöpfer schaffte diese Flächen selbst vor langer Zeit und gab der Erde sein Gesicht. So auch Afrika, dem weitesten und mysteriösesten Flecken der Erde.
Irgendwo tief in Afrika, wo die Sonne hoch am Himmel steht und wie ein Zuschauer im Theater des täglichen Seins das Geschehen verfolgt, ward ein grausiges Ereignis geschehen, dass der nach Blut lechzenden Welt Befriedigung geben musste.
Sie stehen in kleinen Gruppen um den Tümpel der Savanne, den sie doch so sehr lieben und deswegen so häufig besuchen. Stillschweigend genießen sie auf ihren Zungen das vorzügliche Mahl in der Mittaghitze und machen ihr Wohl allein durch ihre allsagenden Blicke deutlich, die sie sich im stillen Einverständnis (und sicherlich mit großer Liebe) geben.
Es war die Ruhe die keiner zu brechen mag und selbst das sinnliche Summen der Insekten steigert jene Situation nur noch mehr in passioniertes Beisammensein, inmitten jener die man so gern hat.
Da stehen Generationen beisammen und verstehen sich prächtig, jeder vertraut seinem Nächsten, Familien bilden eine Einheit und Mutter steht mit Baby mittendrin. Es scheint der Beweis für einen Ort voller Harmonie zu sein und wie ein graziler Vogel fliegt der Frieden über diesen Ort, in der Afrikanischen Savanne. Doch wo die Ordnung am größten ist da wird auch das Chaos seinen Weg wieder finden, den hinten am Horizont machen sich Anzeichen einer schlimmen Zeit bemerkbar, die bekanntlich zum Leid aller wiederkommt.
In der Ferne weht eine große, unheil verkündende Staubwolke und scheint mit jeder Sekunde größer zu werden. Erst gänzlich unbemerkt scheint dieser Staubteufel mit seiner Ankunft sogar diejenigen um den Tümpel zu verängstigen die ihn nicht sofort sehen können. Jene, die zu der Wolke gedreht sind, starren lediglich ungläubig hin, als handle es sich um ein Zeichen Gottes, welches um Jahre zu spät kommt.
Der älteste der Gruppe löst sich und macht als einziger einen Schritt darauf zu, während die anderen nun immer nervöser mit ihren Füßen scharen. Nicht lange haart sein Blick auf das Unbekannte am Horizont, jenes aufkommende Unheil, bevor er seinen Blick abwendet und unmissverständlich das Zeichen zur Flucht gibt.
Als bedrohlich beschreibt er sie, als gefährlich, als den Todbringer und wer nicht flüchtet der wird den morgigen Tag nicht mehr erleben. Es dauert nicht lange, als schon die ganze Gruppe in Bewegung kommt und versucht die Flucht zu ergreifen, so dass ein wildes Durcheinander der Generationen und Familien entsteht und mittendrin Mutter und Baby.
Als die Wolke, und besonders das was sich darin befindet, die ersten eingeholt hat, zerbricht die Gemeinschaft, als wäre jeder Gedanke der Eintracht auf einmal zerschlagen worden. Es ist die Furcht die nun in panische Angst umschlägt, die Generationen, die Familien trennt und jene dazu treibt ihrem innersten nachzugeben, nämlich ihrem Überlebenstrieb. Mutter und Baby gehören dazu.

Gebunden hat uns
Das Band
Des Lebens

Dicht gebunden
Ich und Du
Du und Ich

Wir waren eins
Sah man uns
Sah man eins

Doch kommt das Unheil
Brach die Panik
Uns die Nabelschnur

Von diesem Zeitpunkt an, wo die Panik die Situation überschattet, ist es ein leichtes für das Unheil sich den Schwächsten zu suchen und so strebte es auch auf einen Einzelnen zu der völlig hilflos und orientierungslos sein Heil sucht.
Hätte die Sonne nun Augen gehabt, so wäre eine Träne auf Erden gefallen, die die zweite Sintflut besiegelt hätte. Das nun folgende sollte zur Kür werden, was als Grausamkeit den Tag und die nächsten folgenden verdunkeln wird.
Schneller, schneller und immer präziser nun ist das Unheil auf das hilflose Mitglied der Gruppe losgeeilt und im selben Moment, als es auch begriff das Opfer der Stunde zu werden, weicht jeder Schrecken mitsamt Furcht aus seinem Antlitz und ein Bildnis ward in ihm gezeichnet, in welchem klar die Hochzeit mit dem Tode bevor steht.
SIE wusste was sie gleich erfahren würde, doch rannte sie einfach weiter, als könnte sie dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.
Immer schneller, immer schneller und bedrohlicher als je zuvor kommt das Unheil näher und zu erkennen sind die Gesichter jenes Bösen, das in der afrikanischen Savanne Schrecken verbreitet. Grausig fremd kommen sie ihnen vor, den es sind nicht die Gesichter der ihren, denen sie immer friedlich gern in die Augen schauen, und bestimmt mit großer Liebe, sondern abstrakte Formen ihrer Köpfe, denen von Affen gleich.
Das Unheil kommt näher, das Brummen wird lauter, die Panik steigert sich, die Furcht nimmt keine Ende, die Trauer steht bevor, die Hoffnung schwindet dahin und das Grinsen des Todes nimmt zu. Jener der um sein Leben rennt der rennt vergebens, den es gibt in diesem Moment kein Entrinnen und der immer fahrende Schicksalswagen erfasst selbst den Besten im Leben, wenn seine Zeit gekommen ist. So auch jetzt, den der Staubteufel richtete etwas in Richtung der Mutter und so schien sie die Auserwählte zu sein. Auserwählt vom Glücksrad des Seins.
Die afrikanische Savanne erstarrt in seinem Leben und alle schauen nur noch auf den Tod und wie er sein Opfer ins Ziel genommen hat. Der Moment an dem es passieren wird ist abzusehen und nicht das Erste Mal sehen manche dieses Ereignis vor ihrem Auge, doch bleibt die Reaktion immer die Selbe.
Da tränen die Augen, da schwillt die Brust, der Kopf fängt an zu pochen, da pfeifen die Ohren, hier schwindet die Angst, drüben schwindet das Leben, das Blut strömt durch mutige Herzen, die das Leben nicht aufgeben wollen, als da ein Schuss fällt und das dickste Blut im feinsten Savannensand sich mischt. Vorher so voller Leben liegt es nun, geistesabwesend bereits, auf der Erde, im Dreck aus dem unsere Vorfahren sich erhoben, und lechzt mit schwerem Atem, der ihm bleibt, nach dem was so wenig übrig ist von ihm.
Das Blut rinnt über sein Gesicht, über den Boden, in die Augen, aus der Seele von dem Diesseits ins Jenseits. Was geschieht, das sieht er nicht, das sieht ES nicht, das war nur dem Leiden nah. Das knochige Grinsen ist schon da.
Zur nächsten Stunde, die Angst ist noch da, da kamen sie wieder, die Familien, die Einzelnen, die Eintracht, sie alle. Was bleibt das sind der blutige Sand, jene Böse Erinnerung, ein böser Alptraum und das Baby.

ES steht nun da, vor jenem Fleck,
Steht nun da uns sie war weg.
Jenem Baby war nur klar,
Dass es keine Mutter sah.

So zieht die Liebe von einem Kinde
Weit heraus in alle Winde.
Doch ist die Mutter ewig weg,
Bleibt nur das Blut im tiefen Dreck

Das Nashornbaby stand nun da und schnüffelte mit seinem feinen Näschen an dem Blut im Savannenstaub. Es ist das Blut seiner Mutter und seit jenem Tag weiß es nicht mehr Alptraum vom Leben zu unterscheiden. Nicht das erste Mal ist jemand gestorben der der Herde nahe stand und auch in Zukunft wird der Mensch wieder kommen und sich ein anderes Tier holen, denn er selbst glaubt sich als Herrscher des Planeten.



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